"Arsen-Morde": Lebenslang für Bogumila W.

Am 11. April wurde im Landesgericht Krems Bogumila W. nicht rechtskräftig . Die 52-Jährige soll die Pensionisten Herbert Ableidinger und Alois F. mit Arsen vergiftet und sich an deren Vermögen bereichert haben.
Die Polin hat die Männer getötet, um an ihr Vermögen zu kommen. Nicht rechtskräftig.

Arsen macht fit. Es kommt nur auf die Dosis an. Im Fall der Pensionisten Herbert Ableidinger und Alois F. war es absichtlich eine zu hohe Menge, sie wurden vergiftet. Und zwar von Bogumila Wojtas.

Die Geschworenen im Landesgericht Krems sprachen sie am Donnerstag nach vierstündiger Beratung mit 6:2 Stimmen des Doppelmordes und der Bereicherung schuldig. Die 52-Jährige wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie zeigte keinerlei Regung und geht in Berufung.

Doping

Zuvor hatte Gerichtsmediziner Christian Reiter mittels Diavortrag demonstriert, wie aus gesunden Männern mit „ein paar Wehwetscherln“ rapide Sterbenskranke geworden sind. Früher fütterte man Pferde mit Arsen, erzählte Reiter, das ließ ihr Fell glänzen und die Muskeln wachsen. Auch die Rossknechte naschten davon, um sich für die harte Arbeit zu „dopen“. Damals hieß es: „Ein Gerstenkorn macht Wangen rot, ein Erbsenkorn macht sicher tot.“ Bei den vergifteten Männer müssen es große Erbsenkörner gewesen sein. Der Sachverständige und sein Expertenteam können rekonstruieren, wann dem Wiener und dem Niederösterreicher – zu der Zeit jeweils bekocht von Bogumila WojtasArsen ins Essen gemischt worden ist.

Die mit Laserstrahl abgetasteten Fingernägel (in denen das Arsen Querrillen hinterlassen hat) der exhumierten Leichen dienten als „Lineal der Zeit“, das sich exakt mit den Krankengeschichten abgleichen ließ: Ableidinger bekam drei Mal Arsen, die tödliche Menge war in seiner Leber ums 100-Fache, in der Niere ums 1000-Fache erhöht. Alois F. bekam zwei Mal Arsen.

Bleibt die Frage: Wo kam das Arsen her? In diesem Punkt lässt sich Reiters Gutachten auch als Anleitung lesen. „Über eBay kann ich mir im Internet 200 Gramm Arsen für 107 Euro beschaffen und damit den ganzen Gerichtssaal hier töten“, erklärte der Gift-Experte. Oder man besorgt sich als Mineraliensammler in aufgelassenen Bergwerken in Polen, nahe des Heimatortes von Bogumila Wojtas, Arsenik. Das sind kleine Kügelchen, die beim Schmelzen von Arsen-Schwefel-Verbindungen aus Eisenerz entstehen.

Dosierung

In Essig aufgekocht oder zu Pulver zermahlen könne man das unbemerkt, weil ohne eigenen Geruch und Geschmack, in jedes Essen mischen. Womit – wie Reiter rasch hinzufügte – nicht gesagt sei, dass die Angeklagte so gehandelt haben muss, aber womit alles gesagt ist.

Nicht ganz. Verteidiger Timo Gerersdorfer wollte noch wissen, wie das Problem der richtigen Dosierung zu lösen sei. Ganz einfach, sagt Reiter: „Ausprobieren. Will man nur schädigen, nimmt man wenig, will man töten, erhöht man mal zehn.“

Und woher bezöge so jemand sein Wissen? „Aus Chemie-Schulbüchern. Aber es reicht auch das in der ländlichen Bevölkerung weit verbreitete Volkstumswissen.“

Damit zog sich das Volk, repräsentiert durch acht Geschworene, gegen 16 Uhr zur Beratung zurück. Begleitet von den Schlussworten der Angeklagten. Diese lehnte jegliche Zahlung an die Angehörigen der Toten strikt ab (Ableidingers Tochter Karin Ojukwu fordert über ihren Anwalt Ernst Brunner 60.000 Euro für die von der Polin verkaufte Wohnung des Vaters in Wien). Sie habe, erklärte Wojtas, niemandem geschadet und nie in ihrem Leben Gift in der Hand gehabt.

Zweifel

Der Verteidiger streute in seinem Plädoyer Zweifel, dass die 52-Jährige das Arsen verabreicht haben müsse. Wer sonst? Man könne seiner Mandantin nicht zumuten, dass sie Ehemann und Sohn belaste. Mittwoch waren im Auftrag der Staatsanwältin schon Polizisten bereit gestanden, um die aus Polen angereisten Männer zu verhaften, falls sich bei ihren Zeugenaussagen ein Verdacht ergeben sollte. Dazu kam es aber nicht.

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