Annaberg: Das letzte Geheimnis des Wilderers

Ermittler fanden dieses Foto, das Alois Huber mit dem Sturmgewehr zeigt.
Teile des Sturmgewehrs stammen aus einer Kärntner Kaserne / Das Abwehramt ermittelt.

Das letzte Geheimnis des Wilderers von Annaberg wurde durch puren Zufall entdeckt. Acht Monate nachdem Alois Huber in der beschaulichen niederösterreichischen Wintersport-Gemeinde drei Polizisten und einen Sanitäter erschossen hatte, fand ein Anrainer im Mai 2014 die Tatwaffe . Sie lag am Ufer des Lassingbaches. Im Frühling hatte das Wasser das Gewehr an Land gespült. In weiterer Folge wurde der Fund von den Experten der Kriminalpolizeilichen Untersuchungsstelle unter die Lupe genommen.

Huber verwendete bei seinem Amoklauf ein Sturmgewehr (StG 77) samt Schalldämpfer. Zudem hatte der Täter ein Nachtsichtgerät bei sich, das ihm beim Schusswechsel mit der Polizei noch einen zusätzlichen Vorteil verschaffte.

Die Opfer waren gegen die Durchschlagskraft der Waffe des 55-Jährigen, der in der Todesnacht am 17. September 2013 wie ein Scharfschütze agierte, chancenlos. Auf seiner Flucht warf er das Gewehr weg.

Seriennummer

Während die Polizei dem Wilderer, der sich Stunden nach der Tat das Leben nahm, mehr als 108 Straftaten mit einer Schadenshöhe von rund zehn Millionen Euro nachweisen konnten, blieb eine Frage unbeantwortet: Wie gelangte das Sturmgewehr in den Besitz des Vierfachmörders?

Langwierige Untersuchungen haben ergeben, dass zumindest Teile der Waffe aus Beständen des österreichischen Bundesheeres stammen dürften. Wie der KURIER erfuhr, konnten die Ermittler sogar eine noch genauere Zuordnung treffen. Das Gehäuse und der Lauf – ein StG 77 besteht aus drei Baugruppen – stammen aus einem Militärdepot in Kärnten.

Eigentlich waren die Teile schon ausgeschieden und hätten im zuständigen Heereslogistikzentrum vernichtet werden sollen, doch sie gelangten trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen in falsche Hände. Wie das passieren konnte, ist allerdings noch nicht geklärt.

Möglicherweise stammt auch der Verschluss der Waffe aus der selben Quelle, doch hier kamen die Experten nicht weiter. Denn Huber – oder jemand anderer – hatte die Seriennummer herausgeschliffen.

"Der Täter könnte die Gewehrteile auf dem Schwarzmarkt gekauft und dann selbst zusammengebaut haben", mutmaßt ein Ermittler.

Im Verteidigungsministerium betont man auf Anfrage, dass trotz der langen Zeit der Fall noch nicht zu den Akten gelegt worden ist. "Das Abwehramt ermittelt in dieser Causa noch immer", sagt ein Sprecher.

Gedenkfeier

Der Schock über die Wahnsinnstat sitzt bei der Polizei und den Menschen in Annaberg jedenfalls noch immer tief.

Drei Jahre nach den Morden findet am 15. September um 18.30 Uhr eine Gedenkmesse für die Opfer statt. Ein Quintett der Polizeimusik wird für die musikalische Umrahmung sorgen.

Seit dem ersten Jahrestag des Verbrechens, das ganz Österreich erschüttert hat, erinnert ein Gedenkstein an der Kreuzung B20/B28 an die Verstorbenen.

16. September 2013 Ermittler haben sich mit Unterstützung der Cobra zwischen St. Aegyd und Annaberg auf die Lauer gelegt. Sie fahnden nach einem Wilderer.

17. September 2013 Kurz nach Mitternacht nehmen die Beamten ein verdächtiges Fahrzeug ins Visier. Als sie den Pkw stoppen wollen, durchbricht Alois Huber eine Straßensperre.

0.15 Uhr Der Täter feuert auf seine Verfolger, ein Cobra-Beamter wird tödlich getroffen.

0.30 Uhr Zwei Sanitäter rücken zum Ort des Geschehens aus. Im Rettungswagen befinden sich auch Polizisten. Huber schießt auf den Rot-Kreuz-Wagen und tötet den Fahrer. Kurze Zeit später feuert Huber auf zwei Beamte, die sich bei Lassinghof postiert haben. Sie sterben ebenfalls.

7 Uhr Huber ruft einen Freund an und gesteht die Tat. Der Wilderer hat sich in seinem Haus in Großpriel verschanzt.

14 Uhr Spezialkräfte nähern sich dem Anwesen, Huber feuert sofort. Panzer des Bundesheeres werden zur Verstärkung gerufen.

18 Uhr Die Polizei fasst den Entschluss, das Haus zu stürmen. Dann die Überraschung. Vom Amokläufer fehlt jede Spur. Gerüchte machen die Runde. Huber könnte geflohen sein.

18. September 2013 Nochmals wird das Haus durchkämmt. In einem Geheimbunker findet die Cobra schließlich die Leiche des Wilderers.

Kommentare