Afrikas Sportler brechen das Eis
"Um daheim auf Eis spielen zu können, müssten wir die Stöcke den Mount Kenya entweder bergauf oder bergab schießen." Das laute Lachen des Kenianers Steve Ngugi über den Scherz wird in der Eishalle von Amstetten vom Knallen der Eisstöcke, die gegeneinander prallen, übertönt. Emsig werden die Sportgeräte übers Eis geschossen. Trainingszeiten sind begehrt, schließlich wollen die Mitglieder von 24 Nationalteams, die aus der ganzen Welt zur Eisstock-WM nach Amstetten und Winklarn in Niederösterreich angereist sind, jede Minute am (oft ungewohnten) Eis nutzen.
"Only Asphalt", bestätigt auch der Präsident des kenianischen Eisstock-Verbandes, Tim Ngugi, die Frage nach dem Training daheim in Nairobi. Er hat das Stockschießen aus seinen Studienjahren in Deutschland nach Kenia gebracht. 2002 in Graz schnupperten die Afrikaner erstmals WM-Luft. Mit ihrer 15-köpfigen, gut gelaunten Truppe, die in den Ziel- und Teambewerben bei Männern und Frauen antreten wird, gehören die Kenianer zu den auffälligsten Nationalteams.
Exoten
Zu den Exoten zählt auch Namibia. In diesem Team hat Detlef Pfeifer das Sagen. Der deutsche Auswanderer hat das Stockschießen mit in seine neue Heimat genommen. Er kommt mit dem Team aus dem südlichen Afrika regelmäßig zu Weltmeisterschaft nach Europa.
Im oberösterreichischen Peuerbach hat man sich bei Freunden bereits etliche Tage auf Kunsteis vorbereitet. Fixes Teammitglied ist der einzige farbige Namibier im Team: Jessi Mweshipopya arbeitet zuhause als Gärtner, seit mehr als einem Jahrzehnt ist er auch Eisstockschütze.
Afrikanisches Duell
Großes WM-Ziel des Teams aus Namibia ist es, in der Afrikawertung zu siegen. Pfeifer: "Den Afrika-Cup haben wir bei den Herren bereits fünf Mal gewonnen." Noch ist Kenia der einzige afrikanische Gegner bei einer WM. Das nächste Mal soll das neue "Eisstockland" Gabun bereits mit dabei sein. Ein ähnliches Kontinental-Duell liefern sich auch die Teams aus Guatemala, Paraguay und Kolumbien.
Stolz konnte der Präsident des Welt-Eisstockverbandes, der Schweizer Manfred Schäfer, bei der feierlich-folkloristischen WM-Eröffnung am Montagabend in Amstetten mit Indien die nächste "Exoten-Mannschaft" begrüßen. Im Kampf um die Medaillen werden die Teams aus Übersee gegen die Traditionsnationen Österreich, Deutschland oder Italien jedoch kaum eine Chance haben.
Aber schon 2022 soll in Peking mit den Eisstöcken nach Olympia-Medaillen gejagt werden. Das hätten sich die Eisstocksportler verdient, sicherte Sportminister HC Strache ( FPÖ) bei der Eröffnung seine Unterstützung zu. Mit dem von vielen Helfern unterstützten Großevent mit mehr als 700 Sportlern bieten Mostviertler Stocksportler und Touristiker den Eisstock-Fans bis Samstag ein tolles Event. Die Zielbewerbe finden in Amstetten und die Weitschusskämpfe in der weltgrößten Weitschusshalle in Winklarn statt. Eisstockschießen ist in Österreich mit rund 115.000 Vereinsmitgliedern übrigens die viertbeliebteste Sportart.www.icestock2018.at
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