245.000 Euro für Haus von Behördenschreck

Die Villa, die über Weißenkirchen thront, fand trotz fehlender Zufahrt einen Käufer
Haus ohne Zufahrt wurde zwangsversteigert. Gemeinde hofft auf Ende eines Konflikts.

245.000 Euro Erlös – deutlich mehr als ein gutes Dutzend Einheimische zu bieten gewillt waren – brachte Montag im Bezirksgericht Krems die Versteigerung eines Wachauer Jahrhundertwende-Hauses. Seit Jahren wird darum gestritten. Jetzt hoffen viele in der Gemeinde, dass der Eigentümerwechsel Beruhigung bringt.

Ihre Hoffnung könnte enttäuscht werden. Am Tag der Versteigerung protestierte der bisherige Eigentümer, der als Behördenschreck bekannte Kremser Franz Stieger, mit großflächigen Plakaten. die an einer Leine zwischen Bäumen vor dem Landesgericht hingen. Darauf bezeichnete er die Vorgangsweise – wieder einmal – als einen von der Justiz getragenen "Grundstücksbetrug".

Stieger hatte das Haus ohne Zufahrt vor Jahren erworben und behauptet, dass es ein Wegerecht gebe. Damit blitzte er 2009 vor Gericht ab. Jahrelang plakatierte er darauf Vorwürfe gegen Bürgermeister und Justiz. Zuletzt brachte er die Bewohner des Ortskernes von Weißenkirchen zur Verzweiflung, indem er zu hunderten kleinste Parkvergehen anzeigte. Sein Ziel war, sie dazu zu bewegen, auf den Gemeindechef einzuwirken, damit er doch ein Wegerecht bekomme.

Eine uneinbringliche Abgaben-Forderung der Gemeinde von weniger als 2000 Euro brachte das Fass schließlich zum Überlaufen. "Wir wollten nicht versteigern, aber eine Gehaltsexekution hat nichts gebracht", erklärte dazu Anwalt Wolfgang Winiwarter, der die Gemeinde vertrat.

Für Stieger alles ein abgekartetes Spiel: "Das Haus wäre mit Zufahrt 500.000 Euro Wert. Das erinnert mich an Enteignungen in NS-Zeiten", schimpft er.

Wohnsitz

Der neue Besitzer, der nicht genannt werden will, möchte das Haus als Wohnsitz herrichten. Die fehlende Zufahrt stört ihn nicht: "Für ein Zufahrts-Servitut würde ich keinesfalls Unsummen an Nachbarn zahlen. Wenn es nicht anders geht, lasse ich das Baumaterial mit dem Hubschrauber einfliegen. Nachher brauche ich die Zufahrt nicht mehr", schmunzelt der Bautechniker mit Wurzeln im Bezirk Melk.

Erfolglos mitgesteigert hatten unter anderem Eva Steiner, Lebensgefährtin von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, Anwalt Gottfried Thiery für einen Wachauer mit Synergiehoffnungen oder der Kremser Tankstellen-Unternehmer Friedrich Becker.

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