170.000 "Zuagraste" haben die Wahl

In Semmering gibt es mehr Neben- als Hauptwohnsitze, sagt Bürgermeister Schröttner
Heute wird gewählt. Auch Zweitwohnsitzer können ihre Stimmen abgeben – ein wichtiger Faktor.

Jetzt ist er vorbei. Einer der kürzesten Wahlkämpfe, die Niederösterreich je erlebt hat. Die meisten Kandidaten, die für die heutige Gemeinderatswahl (siehe auch Seiten 5, 12) auf Stimmenfang gegangen sind, stiegen erst nach den Weihnachtsfeiertagen so richtig aufs Gas. Bei ihren Hausbesuchen wurden ihnen die Türen nicht immer geöffnet. Vor allem die rund 170.000 Zweitwohnsitzer in NÖ sind während der Arbeitswoche meist schwer zu erreichen. Wahlberechtigt sind sie alle. Und da und dort werden ihre Stimmen den Ausgang der Gemeinderatswahl stark beeinflussen. Deshalb ist die Aufregung um die Wähler mit Zweitwohnsitz traditionell immer recht groß. So auch diesmal.

Beim Landesverwaltungsgericht sind insgesamt 431 Beschwerden gegen die Wahllisten eingangen. Gestritten wurde auch um Scheinmeldungen: Beispiele wundersamer Wähler- und Kandidatenvermehrung gab es quer durchs Land. Dennoch: Die Zweitwohnsitzer sind nach geltendem Wahlrecht ein wesentlicher Faktor. Der KURIER hat sich vor Ort umgesehen.

Mehr Nebenwohnsitze

Besonders drastisch ist die Situation am Semmering. Die Wahlbeteiligung im Höhenluft-Kurort ist traditionell eine der niedrigsten in NÖ und liegt seit jeher um die 45 bis 50 Prozent. Der Grund sind die vielen Nebenwohnsitze. Von heuer 1321 Wahlberechtigten haben gerade einmal 500 einen Hauptwohnsitz.

Wie bekommt man die anderen dazu an einem Sonntag zur Wahl zu kommen? ÖVP-Bürgermeister Horst Schröttner hat sich im Laufe der Jahre sein eigenes Konzept zurecht gelegt. "Zu aller erst haben wir einmal drauf geschaut, das die Wahlinformation jeder vor den Weihnachtsfeiertagen schon im Postkasten hatte. Denn über die Feiertage sind auch viele Zweitwohnsitzer am Semmering", erklärt der Ortschef. Viele Zweitwohnsitzer sind sehr mit dem Semmering verwurzelt. "Einige von ihnen gehen daher auch zur Wahl", sagt Schröttner. Etwa 300 haben heuer Gebrauch von der Briefwahl gemacht. "Die anderen, die nur eine Immobilie als Investition bei uns haben, erreicht man sowieso nicht."

Klosterneuburg verbucht viele Zweitwohnsitzer. Die Stadt hat knapp 33.000 Einwohner– 26.000 davon mit Hauptwohnsitz. Von den 7000 Nebenwohnsitzern sind etwa 6000 wahlberechtigt. "Alle Kandidaten grasen vor der Wahl ihre Nachbarschaft ab und informieren", sagt Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP). Im Amtsblatt im Dezember gab es eine umfangreiche Information. Der Wahltermin wurde angekündigt, den Bürgern wurde erklärt, wer wahlberechtigt ist und welche Parteien antreten. Als Bürgermeister schreibt Schmuckenschlager vor der Wahl auch jedem Bürger einen persönlichen Brief. Egal ob Haupt- oder Nebenwohnsitzer.

Einer der bekanntesten Nebenwohnsitzer Klosterneuburgs ist übrigens FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Der hat laut Rathaus-Mitarbeitern am Freitag bereits mit Wahlkarte gewählt.

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