Mit dem Frühling kommt der Tod

Die Gastgärten im Tal platzen aus allen Nähten. Doch während viele einfach nur froh sind, dass der Frühling endlich da ist, zieht das Prachtwetter andere geradezu magisch in die Berge. „Dort liegt in ganz Österreich für diese Jahreszeit überdurchschnittlich viel Schnee. Und damit gibt es auch noch viel Potenzial für Lawinen“, weiß Rudi Mair vom Lawinenwarndienst Tirol.
Wie groß die Gefahr nach wie vor ist, hat das vergangene Wochenende gezeigt. Bei Lawinenabgängen in den Alpen sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen oder verletzt worden. Bereits am Samstag starb ein Wiener in Osttirol durch eine Lawine. Bei dem Mann handelt es sich um den 55 Jahre alten Mediziner Reinhard Malzer, der unter anderem als Flugrettungsarzt tätig war. In Frankreich und der Schweiz verunglückten sieben Menschen tödlich, unter ihnen ein Österreicher, der als Mitglied einer Vorarlberger Tourengehergruppe im schweizerischen Kanton Wallis starb. Am Sonntag wurden zwei deutsche Tourengeher (31 und 35 Jahre alt) in Galtür 220 Meter von einer Lawine mitgerissen. Der 35-Jährige wurde verschüttet und schwer verletzt.
Deutscher vermisst
Am Montagabend ist in Prägraten in Osttirol (Bezirk Lienz) ein Tourengeher von einer Lawine verschüttet worden. Ein anschließender Sucheinsatz wurde mit Einbruch der Dunkelheit unterbrochen und wurde heute, Dienstag in den frühen Morgenstunden wieder aufgenommen. Bei dem Alpinisten handelt es sich um einen 30-jährigen Deutschen, der in einer vierköpfigen Gruppe unterwegs war. Zwei seiner Kameraden seien auf etwa 1700 Meter Seehöhe ebenfalls von der Lawine mitgerissen und teilverschüttet worden, konnten sich jedoch rasch befreien, berichtete die Polizei. Einer sei anschließend ins Tal gefahren und habe von dort die Einsatzkräfte alarmiert. Die Suche ist mittlerweile abgebrochen worden. Bergretter verwiesen auf die angestiegene Lawinengefahr und berichteten von enormen Schneemassen. Der Kegel sei bis zu zwölf Meter tief. Wann die Suche fortgesetzt werden kann, war vorerst nicht absehbar.

Nasser Schnee
Das können einerseits durch die warmen Temperaturen bedingte Nassschneelawinen sein. Die Sonne durchfeuchtet den Schnee. „Aufgrund der Firnlage rutscht man im Frühling aber auch leicht ab“, warnt Gabl vor einer weiteren jahreszeitbedingten Gefahr. „In steilem Gelände erreicht man dabei fast 80 Prozent der Fallgeschwindigkeit.“ Erst vergangene Woche ist ein deutscher Tourengeher in Tirol beim Queren einer harschigen Rinne ausgerutscht und 80 Meter in den Tod gestürzt. Der Abbruch einer Schneewechte hat am Sonntag im Tiroler Bezirk Reutte einen deutschen Alpinisten das Leben gekostet. Er wurde 100 Meter in die Tiefe gerissen. „So lange Schnee liegt, folgt er den Gesetzen der Schwerkraft“, hält Galb allen Wintersportlern vor Augen.
Noch lange nicht erledigt hat sich laut Rudi Mair das Thema Lawinen. Wie groß Risiko für Abgänge ist, sei jedoch regional sehr verschieden. „Prinzipiell gilt: Wo die Nacht kalt und klar ist, sind die Verhältnisse in den Morgenstunden in der Regel gut.“ Denn da könne der Schnee gut durchfrieren. Ist die Nacht vor der Tour jedoch bedeckt, seien Einschätzungen viel schwieriger. Dann spielen laut Mair Parameter wie Temperatur, Sonneneinstrahlung und Luftfeuchtigkeit eine viel größere Rolle.
Mit erheblicher Lawinengefahr ist heute unter anderem in Oberösterreich zu errechnen. Auch in Salzburg nimmt die Gefahr zu.
Einen Vorgeschmack auf den Sommer gab es gestern in Tirol und Vorarlberg. Dort schossen die Temperaturen stellenweise über die 25-Grad-Grenze. „In Innsbruck lag der Höchstwert bei 26,6 Grad“, berichtet Roland Reiter vom meteorologischen Dienst Ubimet in Wien.
Er hat gute Nachrichten: „Es bleibt in den kommenden Tagen zu warm für die Jahreszeit.“ Daran kann auch eine kleine Schlechtwetterfront nichts ändern. Sie wird heute im Westen und morgen im Osten Österreichs für einige Niederschläge sorgen. „Ein paar Sonnenstunden gehen sich aber überall aus“, verspricht Reiter. Die Temperaturen liegen an diesen beiden Tagen – je nachdem, wo die Front gerade vorbeizieht – zwischen 16 und 25 Grad .
Der wärmste Tag
Für Donnerstag kündigt sich dann mehr als nur ein Vorbote des Sommers an. „Das wird der heißeste Tag des bisherigen Jahres“, so der Meteorologe. In den westlichen Bundesländern geht es sogar Richtung 30 Grad. Die dürften zwar nicht geknackt werden. „Aber 28 bis 29 Grad sind schon drinnen“, verspricht Reiter.
Der Osten Österreichs dürfe sich aber auch über Eisschleckwetter freuen. „Dort kann man auf jeden Fall auch mit Sommersachen herumlaufen.“ Die Temperaturen dürften in Wien, Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland teilweise 25 Grad erreichen. Am Wochenende ist die frühsommerliche Phase dann wieder vorbei, und es heißt wieder: Aprilwetter.
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