Infusionen verwechselt: Behörde ermittelt

Symbolbild
Staatsanwalt denkt Exhumierung an. Panne beim Einsortieren blieb acht Tage unbemerkt.

Nach dem Tod eines Intensivpatienten des LKH Kirchdorf an der Krems hat die Staatsanwaltschaft Steyr gegen fünf Pfleger Ermittlungen wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung eingeleitet. Untersucht werden weiters die näheren Umstände des Todes einer 81-jährigen Frau, der ebenfalls die falsche Infusion verabreicht wurde. Ihr Leichnam dürfte exhumiert werden.

Ein 61-jähriger Patient aus Attnang-Puchheim war wie berichtet am Dienstag in der Uniklinik Wien an Organversagen gestorben, nachdem er am Samstag zuvor im Kirchdorfer Spital eine falsche Infusion erhalten hatte. Statt Kalium, das auf den Herzrhythmus stabilisierend wirkt, soll dem an Vorhofflimmern leidenden Mann versehentlich Kalzium verabreicht worden sein, das bei Patienten mit Nierenversagen zur "Blutwäsche" eingesetzt wird.

Drei weitere Personen wurden falsch behandelt, wobei eine 81-jährige, schwer kranke Palliativpatientin Ende September verstarb. Die beiden anderen haben laut Auskunft der oberösterreichischen Gesundheits- und Spitals-AG (gespag) keine Folgeschäden davongetragen.

Diensträder bekannt

Dem Pflegepersonal wird in zweifacher Hinsicht Fehlverhalten vorgeworfen: Ein Pfleger hat das Medikament offenbar falsch einsortiert. Diesem drohe kein Strafverfahren, sagt Andreas Pechatschek von der zuständigen Staatsanwaltschaft Steyr. Sehr wohl jedoch jenen Mitarbeitern, die die Infusionen verabreicht haben, ohne diese zuvor sorgfältig zu kontrollieren. Unter Verdacht stehen insgesamt fünf Pfleger, die im Zeitraum der Anlieferung der Medikamente am 22. September bis zum Bekanntwerden des fatalen Irrtums am 30. September Dienst hatten. "Der Spitalserhalter hat uns in einer Sachverhaltsdarstellung die Diensträder für die fraglichen Tage zukommen lassen", sagt Pechatschek. Ermittelt werde wegen grob fahrlässiger Tötung; bei diesem Delikt drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren.

Der Leichnam des 61-Jährigen wird unterdessen in der Gerichtsmedizin in Wien obduziert, mit Ergebnissen der toxikologischen Untersuchungen ist frühestens in vier Wochen zu rechnen. "Parallel dazu prüfen wir, ob eine Exhumierung der 81-jährigen Verstorbenen erforderlich ist", erklärt Pechatschek.

Maßnahme

Um Verwechslungen zu vermeiden, wurden indes in den sieben gespag-Spitälern Sofortmaßnahmen getroffen: Kalziumchlorid wird künftig nur noch in 50-ml-Flaschen verwendet. Da die Lieferungen aber erst in den nächsten Tagen eintreffen werden, wurden die Restbestände der 250-ml-Infusionsbeutel mit roten Punkten gekennzeichnet.

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