In Geldnot: Die Retter sind selbst ein Rettungsfall

Symbolbild
Verluste sind nur durch Spenden gedeckt, neue Finanzierung ist notwendig.

Die Rettungsorganisationen befinden sich in mehreren Bundesländern in finanziellen Nöten. Seit Jahren schreiben fast alle Bezirksstellen in Niederösterreich bei den Krankentransporten ein saftiges Minus. Alleine das Rote Kreuz Niederösterreich (RKNÖ) verbucht jährlich einen Abgang von neun Millionen Euro. Auch im Burgenland und in Salzburg fährt die Rettung tiefrote Zahlen ein. In Wien gibt es hingegen Strukturprobleme.

Spenden helfen zwar, finanzielle Löcher zu stopfen, dafür muss der Gürtel bei anderen Dienstleistungen enger geschnallt werden. Die Helfer hoffen, dass die wichtigsten Geldgeber (Krankenkassen, Länder und Gemeinden) bei einem neuen Finanzierungsmodell mitziehen, damit der Pleitegeier nicht über ihnen zu kreisen beginnt.

Spenden

Zwar sind zuletzt die verpflichtenden Beiträge der Gemeinden etwa in NÖ auf rund vier bis zwölf Euro pro Einwohner fast verdoppelt worden, doch das geht den beiden größten Organisationen – Rotes Kreuz und Samariterbund – nicht weit genug, weil die Hauptfinanzquelle schon lange nicht mehr kostendeckend fließt. Nur noch sechs von 54 Bezirksstellen des Roten Kreuzes schreiben in Niederösterreich schwarze Zahlen. "Es darf nicht sein, dass wir unsere Spenden nur dafür aufwenden, dass die Rettungs- und Krankentransporte im Auftrag der Gemeinden gedeckt sind. Leute spenden dem Roten Kreuz Geld und nicht nur einem Teil unserer Organisation", sagt Niederösterreichs Rot-Kreuz-Präsident Josef Schmoll, der darauf hinweist, dass die Spenden etwa beim Suchhundedienst fehlen würden.

Aufgrund der steigenden Anforderungen beim Rettungstransport, der seit 1. Jänner 2017 in Niederösterreich auch Teil des neuen Notfallwesens mit separaten NEF-Notarzteinsatzfahrzeugen ist, würden die Verluste nicht weniger. Ganz im Gegenteil. "Derzeit absolvieren wir landesweit 2220 Einsätze pro Tag", sagt Schmoll. Hinzu kommen personelle Herausforderungen. Im Wald- oder Mostviertel hätten die Dienststellen höhere Kosten, weil trotz geringerer Ausfahrten die gleichen Strukturen wie in Großstädten bereitstehen müssten. Auf dem dünnbesiedelten Land sei die Zahl der Ehrenamtlichen rückläufig, weshalb dort mehr Hauptberufliche nötig seien, um einen "funktionierenden 24-Stunden-Rettungsdienst zu gewährleisten", sagt er.

Ähnlich ist die finanzielle Situation beim niederösterreichischen Samariterbund. "Ein gutes System kostet eben Geld. Damit wir unsere Qualität weiterhin halten können, müssen die anfallenden Kosten neu verteilt werden", sagt Otto Pendl, Präsident des Samariterbunds in Niederösterreich. Um die Chancen beim Verhandeln heben zu können, wollen die Rettungsorganisationen als Hausaufgabe Standards – etwa eine Mindestausstattung im Einsatzauto – einführen.

Während das (mit Spenden gedeckte) Minus beim Roten Kreuz in Salzburg zwei Millionen Euro pro Jahr beträgt, liegt es im Burgenland bei rund einer Million Euro. "Was in der Berechnung auch nicht vorkommt, sind die vielen freiwilligen Mitarbeiter. Je nach Stundensatz würde das noch einige Millionen ausmachen", sagt Burgenlands RK-Pressesprecher Tobias Mindler. Bis Ende 2018 erhoffen sich die betroffenen Retter einen neuen Verteilungsschlüssel.

Private Fahrdienste

Im Wiener Rettungswesen sorgte zuletzt die Konkurrenz privater Fahrdienste zu günstigeren Konditionen bei Krankentransporten für fehlende Einnahmen, weshalb 35 Mitarbeiter des Roten Kreuzes zur Kündigung angemeldet waren. Nach einem Aufstand der Gewerkschaft wurde ein Teil der Freistellungen zurückgenommen. Mit der Stadt einigte man sich auf ein neu strukturiertes Transportwesen.

Unter akutem Notärzte-Mangel litt auch die Wiener Berufsrettung. Die Stadt reagierte mit einer Neustruktur: Die Notärzte wurden in den Krankenanstaltenverbund eingegliedert, was laut Stadt mit einer attraktiveren Bezahlung verbunden ist. Dadurch sei die Zahl der Notärzte von 40 auf 76 gestiegen.

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