Ex-Ortschef: "Therme war nicht meine Idee"

31 Millionen Euro verschlang der Bau der Aqualux-Therme
Fohnsdorf: Prozess gegen Johann Straner wegen Amtsmissbrauchs und Untreue.

Der Ex-Bürgermeister von Fohnsdorf, Johann Straner (SPÖ), hat sich am Donnerstag vor dem Landesgericht Leoben verantworten müssen. Dem ehemaligen Ortschef werden Amtsmissbrauch und Untreue vorgeworfen. Er soll unter anderem Projekte ohne Gemeinderatsbeschluss finanziert haben. Der 58-Jährige will alles nur zum Wohl der Gemeinde getan haben, persönliche Bereicherung ist nicht angeklagt.

"Die Vorfälle konnten nur unter drei Prämissen stattfinden: Er war ein Bürgermeister, der als Macher agierte. Seine Partei hatte eine Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat, außerdem erwiesen sich die Gemeinderäte als äußerst willfährig", argumentierte Staatsanwalt Walter Plöbst. Von 1998 bis 2015 war Straner Bürgermeister, nur mit kurzer Unterbrechung 2011, als die Landesregierung einen Verwalter eingesetzt hatte.

Ex-Ortschef: "Therme war nicht meine Idee"
Der Fohnsdorfer Ex-Bürgermeister Johann Straner während der Stimmabgabe im Rahmen der Gemeinderatswahlen am Sonntag, 25. September 2011, in Fohnsdorf. Die außertourliche Neuwahl nach nur eineinhalb Jahren wurde notwendig, weil die Landesregierung aufgrund des Finanzdesasters rund um die Therme den alten Gemeinderat samt Langzeit-Bürgermeister Straner abgesetzt hat:
Straner setzte auf Großprojekte wie das Einkaufszentrum Arena und die Aqualux-Therme. In der Arena wollte sich eine Kinokette niederlassen, diese verlangte aber eine Befreiung von der Lustbarkeitssteuer. Der Bürgermeister soll eingewilligt haben. "Das war unzulässig", meinte der Staatsanwalt.

Dann kamen die Thermenpläne, von denen Straner heute sagt: "Das war nicht meine Idee." Es habe private Investoren gegeben, die dann abgesprungen seien. Also agierte der Bürgermeister als Geschäftsführer der Therme, was laut Ankläger einen Interessenskonflikt bedeutet hat. "Er war befugt, mit sich selbst Verträge zu schließen", beleuchtete Plöbst das Dilemma, das zum Millionendebakel geführt hätte. Fünf Millionen Euro gab es von der Landesregierung, 26 Millionen wurden über Kredite beigeschafft, die nicht mehr bedient werden konnten.

Laut Verteidiger Dieter Neger wollte Straner, für den die Unschuldsvermutung gilt, nur "der Abwärtsbewegung der Gemeinde entgegenwirken. Er hatte kein Motiv, Dinge von einem Gemeinderat nicht beschließen zu lassen".

Gemeinde fordert

Die Gemeinde fordert nun 1,5 Millionen Euro von ihrem Ex-Ortschef. Straner selbst meinte in seiner Befragung: "Ich war prinzipiell überzeugt, dass ich alles richtig mache." Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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