Entlaufene Kühe: Ku(h)schelkurs statt Kälberhatz

Eine der entlaufenen Kühe, die Bauer Bernhard Weidmann mit Getreideschrot anlocken will.
Weil entlaufene Jungkühe ständig flüchten, muss Besitzer sie geduldig an Nähe gewöhnen.

Der Alltag von Bauer Bernhard Weidmann steht derzeit Kopf. Statt der Routine am Bauernhof ist er täglich viele Stunden in einem Waldstück nahe Waidhofen/Thaya im nö. Waldviertel unterwegs. Dort halten sich zumindest drei seiner Jungkühe auf, die zum Wochenbeginn ausgebrochen waren. Er will sie unbedingt in den Stall zurückbringen. Aber die Tiere haben ganz andere Pläne. Weder mit gutem Zureden noch mit dem besten Futter lassen sie sich einfangen.

"Tiere haben ihren eigenen Willen", seufzt Weidmann. "Ich komme bis auf sechs Meter an sie heran, aber dann gehen sie wieder weg", erzählt der Landwirt, der versucht, sie mit Futter anzulocken und zutraulich zu machen. "Getreideschrot haben sie am liebsten", sagt er. Trotzdem kommen die Tiere nie so nahe, dass man ihnen einen Strick umlegen könnte.

Entlaufene Kühe: Ku(h)schelkurs statt Kälberhatz
Bauer Bernhard Weidmann versucht, seine Kühe mit Futter anzulocken
"Sie fühlen sich in dem Gebiet anscheinend sehr wohl und dürften genug Futter finden", sagt Weidmann und hofft, dass sich die Tiere durch seine geduldige Annäherung bald so sehr an ihn gewöhnt haben, dass er sie endlich einfangen kann. "Je länger sie draußen leben, desto vorsichtiger werden sie."

Seine Bitte an die Bevölkerung: Die Tiere in Ruhe lassen. "Derzeit weiß ich immerhin, in welchem Waldstück sie sich aufhalten. Wenn sie jemand verschreckt, dann beginnt die schwierige Suche von vorne", sagt Weidmann.

Seinem 40-jährigen Feuerwehrkollegen, der beim Versuch, eine der Kühe einzufangen, niedergetrampelt und schwer verletzt worden ist, wünscht er alles Gute. "Ich hoffe, dass er wieder vollkommen gesund wird", betont Weidmann. Wie berichtet, hatte ein Tierarzt eine Kuh mit Betäubungspfeilen getroffen. Sie lag regungslos auf dem Boden. Doch als der Feuerwehrmann ihr einen Strick umlegen wollte, sprang die Kuh auf und überrannte ihn. Eine Operation wegen Wirbelverletzungen ist gut verlaufen, heißt es. Ein Polizist hat die Kuh getötet. Nun sind noch vier Tiere in Freiheit.

Neue Yvonne

Jetzt hofft Weidmann, dass seine Kalbinnen weniger Freiheitsdrang haben als die entlaufene Kuh "Yvonne", die im Jahr 2011 in Oberösterreich drei Monate lang alle Tricks ihrer Jäger durchkreuzte. Weil damals wegen Gefahr für Verkehrsteilnehmer ein Abschuss drohte, hatten Tierschützer die Kuh freigekauft.

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