Ein Fußballer, der nicht nur Tore schießt

Austria-Spieler Manuel Ortlechner und Westlicht-Chef Peter Coeln verbindet die Liebe zur Fotografie – oder besser gesagt: Die Liebe zur Leica.
Austria-Spieler Manuel Ortlechner schießt in seiner Freizeit Fotos mit der legendären Leica.

Wenn die eigene Mannschaft den Champions-League-Einstieg schafft, gehört das belohnt. Manuel Ortlechner musste nicht lange überlegen, was er sich gönnt. Mit Fußball hatte das Geschenk nichts zu tun, dafür mit seinem großen Hobby: Der Austria-Spieler kaufte sich eine Leica M.

Dass ihn die Fotografie interessiert, merkte er, als er beim Durchblättern des GQ-Magazins immer öfter bei den Werbeanzeigen als bei den Artikeln hängen blieb. Doch noch besser als schöne Fotos ansehen, ist schöne Fotos machen. Anfangs mit einer kleinen Kompaktkamera, mittlerweile mit einem Modell jener legendären Kultmarke, die heuer ihr 100 jähriges Bestehen feiert. Und so hat Ortlechner jene Kamera als treue Begleiterin, die auch schon Starfotografen wie René Burri, Henri Cartier-Bresson oder Stanley Kubrick zu Meisterwerken verhalf.

Kaffeepause

Wenn der gebürtige Oberösterreicher (Ortlechner stammt aus Ried im Innkreis, Anm), der neben seiner Fußballkarriere und dem Fotografieren auch noch Vorlesungen auf der Wirtschaftsuni besucht, neue Inspiration sucht, setzt er sich gerne auf einen Kaffee ins Fotomuseum WestLicht in der Wiener Westbahnstraße. Als der KURIER den 34-Jährigen dort trifft, ist er zwar ohne Leica unterwegs, dafür mit WestLicht-Gründer Peter Coeln im Gespräch.

Die beiden sind durch ihre gemeinsame Liebe zur Leica zu guten Freunden geworden. Dass auch Peter Coeln eine Vorliebe für diese Marke hat, bleibt den Gästen seines Fotomuseums nicht verborgen. Wer den Blick durch den Raum schweifen lässt, bleibt zwangsläufig bei der Riesen-Leica aus Metall hängen. 50.000 Euro hat die überdimensionale Kamera gekostet. Auf der ganzen Welt gibt es nur zehn Stück.

Ein anders Objekt, das es allerdings nur im WestLicht und sonst nirgendwo gibt, ist der allererste Fotoapparat der Welt aus 1838. Zu dem ist Peter Coeln ganz zufällig gekommen. Oder eigentlich der Apparat zu ihm. Im Gepäck eines deutschen Mathematik-Professors, der eines Tages mit dem Objekt hereinschneite und wissen wollte, ob "das denn was wert ist". Peter Coeln konnte sein Glück kaum fassen, nahm den Apparat mit in die Auktion – und kaufte ihn um 500.000 Euro. Ehrensache.

An der Stelle, an der Peter Coeln gerade mit dem Profi-Fußballer sitzt, saß er letzte Woche noch mit Lenny Kravitz. Der besitzt auch mehrere Leicas; kommendes Jahr wird seine Ausstellung hier zu sehen sein. Der Sänger hat auf seinen Konzerten sein Publikum fotografiert.

Und wann wird es die Fotografien des Austria-Kapitäns erstmals in einer Ausstellung zu sehen geben? Eigentlich weiß Manuel Ortlechner gar nicht, ob er das möchte. Auf jeden Fall nicht, um damit Geld zu verdienen – oder um wettzueifern. Eine Überlegung gibt es aber doch: Er würde gerne mit Thomas Graw, Sportpsychologe des Nationalteams, gemeinsame Sache machen. Der ist ebenfalls leidenschaftlicher Fotograf. Der Erlös soll nicht in die eigene Tasche fließen, sondern einer gemeinnützigen Organisation zu Gute kommen.

Jetzt besucht Ortlechner aber erst einmal seine Frau in New York. Mit der Leica im Handgepäck, versteht sich.

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