Zwischen Skepsis und Erfolg

Zwischen Skepsis und Erfolg
Lebensenergie: Das Ansehen der Energetiker hat sich in den vergangenen Jahren weit gebessert. Imageprobleme gibt es dennoch.

Dem 49-jährigen Johannes Pieler ging es vor sieben Jahren "überhaupt nicht gut. Ich stand knapp vor einem Burn Out", erzählt er im KURIER-Gespräch. Der Entwicklungstechniker litt unter Schlaflosigkeit, fühlte sich während des Tages schlapp, konnte seine Arbeit nicht zur vollsten Zufriedenheit erledigen. Der St. Margarethener suchte einen Neurologen auf. Dieser behandelte ihn medikamentös. Es zeigte Wirkung: Der Techniker konnte wieder schlafen. "Aber wirklich gesund fühlte ich mich nicht."

Sein Neurologe gab ihm den Rat, eine Energetikerin aufzusuchen. Pieler wusste mit dieser Berufssparte nicht viel anzufangen, hatte auch keine Ahnung was bei dieser Therapie geboten wird, dachte sich aber: "Hilft’s nix, schadet’s nix."

 

Versuch

Vorsichtig tastete er sich gemeinsam mit Gabriele Schnödl, Energetikerin seit zehn Jahren in Eisenstadt, an die "Sache Lebensenergie" heran. Anfangs konsumierte Johannes Pieler zwei bis drei Sitzungen pro Monat mit Kristallen, Meditation und Duftessenzen. Bachblüten (Tropfen) bekam er mit auf den Weg. Er versuchte die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, manchmal positiv beeinflusst durch den Blick bunter Brillen. Darauf zu achten, warum es im Leben geht.

"Ich hab’ es geschafft", sagt er heute. Er müsse zwar noch Medikamente "sehr reduziert", seine Sitzungen bei Schnödl "ab und zu" in Anspruch nehmen. Doch er sei sich sicher, es gebe neben Job und Arbeit noch etwas anderes.

"Wunderheiler gibt es jedenfalls nicht", sagt Gabriele Schnödl. Weder bei den Schulmedizinern noch bei den Energetikern: "Was es jedoch gibt, ist, dass aufgrund unserer stressigen und schnelllebigen Zeit das Leben rasch aus den Fugen geraten kann."

Die Energetikerin ist davon überzeugt, "dass viele Menschen das Bedürfnis haben wieder zu sich selbst im seelischen, körperlichen und geistigen Bereich zu finden". Hier würden die Energetiker helfen können, selbst dann, wenn sie in Österreich einen schweren Stand hätten, so Schnödl. Während etwa in Amerika Polarity (Therapie) höchsten Stellenwert genießt, in der Schweiz von der Krankenversicherung bezahlt wird, gilt sie in Österreich als "Hmm, werd’ ma schau’n."

Das Image der Energetiker habe sich in den vergangenen Jahren gebessert. Auch das Verhältnis zwischen den Schulmedizinern und Schnödls Berufskollegen sei auf einem positiven Weg. Konkurrenten zu Schulmedizinern "wollen und können wir nicht sein." Dass es irgendeinmal anders sein könnte, wolle sie nicht ausschließen.

 

Konkurrenz

Michael Lang, Präsident der burgenländischen Ärztekammer, findet nicht unbedingt versöhnliche Worte für die Energetiker: "Die Energetiker haben ein Gewerbe, die keine medizinische Tätigkeit und Behandlung an Patienten vornehmen dürfen." Standespolitisch stehe er ihnen skeptisch gegenüber. Und Energetiker können Konkurrenten "schon gar nicht sein, weil Ärzte sind diejenigen, die Krankheiten diagnostizieren und auch behandeln". Energetiker böten Yogakurse oder ähnliches an, "aber nichts anderes."

Johannes Pieler indes fühlt sich seit seinen Sitzungen vor sieben Jahren mit Gabriele Schnödl wohl. Er besucht sie nur mehr sporadisch, praktiziert seine Übungen mehrere Male pro Woche eigenständig in seinem Wohnzimmer und kommt zum Schluss: "Das Leben ist schön." Mit Medikamenten und Esoterik.

Erlebnistage für Körper, Geist & Seele

Stress, Burn Out, Unzufriedenheit. Das ist etwas für die Berufsgruppe der Energetiker, einer stark wachsenden Branche. Schon mehr als 450 Mitglieder bieten im Burgenland – österreichweit sind es an die 16.000 – ihre Dienste an, vom Energieausgleich über Yoga und Meditation bis hin zur Anwendung von Kristallen und Duftessenzen. Dennoch herrscht oft noch Misstrauen und Skepsis dieser Gruppe gegenüber. Dieses Image möchten die burgenländischen Energetiker nun ändern, erstmals veranstaltet die Berufsgruppe dazu "Erlebnistage für Körper, Geist und Seele", wo sich ein breites Publikum über die Angebote und Möglichkeiten dieser Branche informieren kann.

28 Aussteller präsentieren sich am 31. März von 14 bis 19 Uhr und am 1. April von 10 bis 18 Uhr in der Wirtschaftskammer in Eisenstadt. Der Eintritt ist frei. Einige Workshops laden zum Mitmachen ein, Fachvorträge zu Methoden und Ausbildungen informieren umfassend über Berufsbild und Wirkungskreis der Energetiker. Die Veranstaltung wird musikalisch – passend zur Veranstaltung – mit "Seelentönen" von Wolfgang Wograndl und "Healing Piano" von Jürgen Solis umrahmt.

Wirtschaftskammer Burgenland

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