Zu Gast bei: Ein waschechter "Grammel Boscha"

Quereinsteiger: Harald Lehner und seine Tochter Katja
Weinbauer Harald Lehner hat sich in seiner Heimatgemeinde einen Heurigenbetrieb aufgebaut.

"Grammel Boscha? Na das sind die Golser", erklärt Harald Lehner, der von Geburt an in Gols wohnt. "Früher war es ein Schimpfwort, jetzt ist es ein ganz normaler Name für die Bevölkerung." Jede Ortschaft habe eine eigene Bezeichnung für ihre Bewohner. Der 53-Jährige ist nicht nur seit Jahrzehnten Weinbauer, sondern seit genau einem Jahr auch Heurigenwirt, eben des "Grammel Boscha" am Ortsrand von Gols. Dabei habe er mit der Gastronomie bis dahin gar nichts am Hut gehabt. "Seit 35 Jahren betreibe ich Weinbau, da kenne ich mich aus. Weil alle größeren Weingüter mittlerweile einen Heurigen haben, habe ich mich entschlossen, auch einen aufzubauen", erzählt Lehner.

Sprung ins kalte Wasser

Tatkräftige Unterstützung kommt von seinen Töchtern und seiner Frau. "Wir sind ein richtiger Familienbetrieb. Meine drei Töchter sind alle miteingestiegen", sagt er. Dabei war es auch für seine Familie ein Sprung ins kalte Wasser. "Ich habe die HAK gemacht und hatte bis vor einem Jahr gar keine Erfahrung in der Gastronomie. Durch den Wunsch meines Vaters bin ich da hineingerutscht", sagt Tochter Katja, die nun die Hauptverantwortliche für den Heurigenbetrieb ist.

Zu Gast bei: Ein waschechter "Grammel Boscha"
Grammel Boscha
Der Schwerpunkt bei den Speisen liegt – wie für einen Heurigen typisch – bei deftiger Hausmannskost. "Beliebt ist unser Blunzengröstl oder jetzt im Herbst gibt es typisch burgenländisch Ganslkeule mit Kartoffelknödel", sagt Lehner. Und natürlich dürfen Grammeln in vielerlei Variationen nicht fehlen.

Bei den Zutaten schauen die Lehners darauf, dass sie die heimischen Produzenten unterstützen. "Wir arbeiten zum Beispiel mit Erich Stekovics zusammen. Oder mit Günter Fink aus Wallern. Von ihm stammen Essig und Öl", erklärt Harald Lehner. Diese Produkte können auch im Heurigen direkt gekauft werden.

Insgesamt 15 Mitarbeiter umfasst der Heurigenbetrieb. "Jetzt kommt noch eine Köchin aus Gols dazu." Ob er den Einstieg als Heurigenwirt bereut? "Aller Anfang ist schwer. Aber mittlerweile werden wir gut angenommen. Die Gäste kommen vorwiegend aus Wien, viele sind Radfahrer. Wir liegen ja direkt am Radweg. Aber auch von den umliegenden Gemeinden werden wir gut angenommen."

In seinem zweiten Jahr als Heurigenwirt will er mehr für die kleinsten Gäste tun. "Der Kinderspielplatz wird im nächsten Jahr fertig sein."

Risiko Weinbau

Der Wein stammt zu 80 Prozent aus eigener Produktion. "Unsere Weingärten umfassen 50 Hektar. Außerdem kaufen wir noch Trauben von umliegenden Weinbauern zu. Der Schwerpunkt liegt mit 65 Prozent bei Rotwein, 15 Prozent sind auf weißen ausgelegt und der Rest ist Süßwein."

Von den 50 Hektar wurden 20 auf biologischen Anbau umgestellt. "Meine Töchter wollten das so. Da haben sie sich durchgesetzt", sagt Lehner. Vier Hektar habe er heuer für Eiswein stehengelassen. "Ob es was wird, werden wir sehen. Das kann man ja vorher nie wissen und natürlich ist es ein Risiko." Generell sei der Weinbau ein Risiko. "Im vergangenen Jahr haben wir 80 Prozent der Trauben durch den Spätfrost verloren. Heuer hatten wir Glück. Nur bei zwölf Hektar gab es einen Hagelschaden", sagt Lehner.

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