"Wir geben Berufliches am Haustor ab"

"Wir geben Berufliches am Haustor ab"
Elisabeth und Klaus Trummer sprechen zu Hause nicht über die Arbeit. Das Ehepaar schildert, wie es Job und Privates vereinbart.

Sie stehen beide in der Öffentlichkeit: Klaus Trummer ist Bezirkshauptmann von Oberpullendorf, seine Gattin Elisabeth ist seit Kurzem Vizebürgermeisterin des Bezirksvorortes. Bei der Bürgermeisterwahl im Oktober will sie für die SPÖ als Spitzenkandidatin ins Rennen gehen. Theoretisch könnte der Bezirkshauptmann dann seiner Gattin Weisungen erteilen. Wie lassen sich die Funktionen der beiden Eheleute vereinbaren? Der KURIER bat das Ehepaar Trummer zu einem Doppel-Interview.

KURIER: Wie trennen Sie das Berufliche vom Privaten?
Elisabeth Trummer: Wenn Dienstschluss ist, beginnt das Privatleben. Wir können das Dienstliche vom Privaten sehr gut trennen. Zu Hause wird nicht über die Arbeit gesprochen.
Klaus Trummer: Ich habe mir heute, für das Interview, einen Urlaubstag genommen. Ich bin heute als Ehemann der Frau Vizebürgermeisterin gekommen.

Sprechen Sie nie miteinander über Ihre Arbeit?
Klaus Trummer: Wir versuchen, das streng auseinanderzuhalten. An dem Tag , an dem meine Gattin für das Amt der Vizebürgermeisterin designiert wurde, habe ich meine Stellvertreterin zu mir gebeten und ihr alle Angelegenheiten, die Stadt Oberpullendorf betreffen, übertragen.
Elisabeth Trummer: Zu Hause wird eigentlich auch nicht über Politik diskutiert.

Nun ist es laut Gesetz so, dass der Bezirkshauptmann für bestimmte Aufgaben Stellvertreter einsetzen kann. Trotzdem kann er Weisungen erteilen.
Klaus Trummer: Das wird es nicht geben. Alles, was diese Nahtstelle zwischen Bezirkshauptmannschaft und Gemeinde betrifft, dafür ist ausschließlich meine Stellvertreterin zuständig.

Trotzdem könnten Sie sich – spitz formuliert – in die Politik des Gemeinderates einmischen...
Klaus Trummer: Die gesetzlichen Möglichkeiten sind hier von der Ethik in der Verwaltung zu unterscheiden. Ich habe auch eine so unproblematische Angelegenheit wie die Angelobung meiner Frau zur Vizebürgermeisterin nicht vorgenommen. Wir würden alle miteinander in eine Situation kommen, die ein schiefes Licht auf die Sache werfen würde. Ich versuche, alle gleich zu behandeln.

Haben Sie auch schon einmal ein Schreiben von der BH bekommen, Herr Bezirkshauptmann?
Klaus Trummer: Auch ich habe schon Strafzettel  wegen Geschwindigkeitsübertretungen erhalten. Natürlich habe ich die einbezahlt.


Frau Trummer, kommt es manchmal vor, dass Sie von Bürgern angesprochen werden, sich für die Umsetzung bestimmter Anliegen bei Ihrem Mann stark zu machen?
Elisabeth Trummer: Die Leute können das unterscheiden. Sie sprechen mich an, wenn es um kommunalpolitische Belange geht. Wenn es um Angelegenheiten der Bezirkshauptmannschaft geht, wissen die Leute, dass mein Mann dafür immer ein offenes Ohr hat.

Wie haben Sie reagiert, als Ihre Frau klar gemacht hat, dass sie sich politisch engagieren wird?
Klaus Trummer: Wenn Sie wissen, dass Sie eine engagierte, gescheite Frau haben, dann rechnen Sie damit, dass sie vielleicht politisch tätig wird. Aber am Gartentor geben wir unsere beruflichen Angelegenheiten ab.

Ist es so einfach, das Berufliche beim Haustor abzugeben?
Elisabeth Trummer: Wenn wir das nicht trennen würden, hätten wir keine Privatsphäre. Bei uns gibt es strikte Regeln, die wir einhalten. Wir arbeiten beide zum Beispiel gerne im Garten. Mein Mann ist für die Zierpflanzen zuständig, ich für die Nutzpflanzen. Da mischt sich auch keiner in die Arbeit des anderen ein.
Klaus Trummer (schmunzelt): Es funktioniert sehr gut. Wir sind jetzt im April 24 Jahre verheiratet. Und ich hab noch auf keinen einzigen Hochzeitstag vergessen...

Zur Person: Das Ehepaar Trummer

Elisabeth Trummer wurde 1966 in Wien geboren und wuchs in Nebersdorf auf. Sie arbeitet als Radiologie-Technologin. Sie ist Vizebürgermeisterin in Oberpullendorf und SPÖ-Spitzenkandidatin für die Bürgermeisterwahl.

Klaus Trummer wurde 1962 in Wien geboren, er wuchs in Neutal auf. Der Jurist trat 1991 in den Landesdienst, war u.a als Sprecher von SP-Landesrat Peter Rezar tätig. Seit 2003 ist er Bezirkshauptmann von Oberpullendorf. Das Paar hat zwei Söhne (17, 21 Jahre).

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