Weniger Windräder mit mehr Leistung

Die Energie Burgenland ist größter Windstromproduzent Österreichs
Bis 2022 werden 420 Millionen Euro investiert; Zahl der Anlagen soll von 225 auf 215 sinken.

Bläst der Energie Burgenland (EB) eine steife Brise ins Gesicht, ist das ein gutes Zeichen. Von 2000 bis 2013 stieg die Eigenproduktion von Strom aus Windkraft von drei auf 102 Prozent. "Wenn der Wind weiter so gut bläst wie in den vergangenen neun Monaten und heute, werden wir 2017 rund 150 Prozent" des burgenländischen Strombedarfs decken, sagte EB-Vorstandsvorsitzender Michael Gerbavsits am Freitag anlässlich eines doppelten Jubiläums. Vor fünf Jahren wurden Bewag und Begas zur Energie Burgenland verschmolzen und vor 20 Jahren nahm der erste Bewag-Windpark in Zurndorf den Betrieb auf. Seither wurden 981 Millionen Euro in die Ökostromproduktion investiert, der Löwenanteil in Windparks. Mit einem Marktanteil von 19 Prozent ist die mehrheitlich in Landesbesitz befindliche EB mit 890 Mitarbeitern und einem fürs laufende Geschäftsjahr erwarteten Konzern-Ergebnis von 26,6 Millionen Euro Österreichs Windkraft-Primus. Daneben bleibe Photovoltaik "ein Feld der Zukunft", bekräftigte Gerbavsits. Bald Vergangenheit ist hingegen das Biomasse-Engagement. "Wir sehen keine Zukunft mehr in der Verstromung aus Biomasse", so der EB-Chef, aber Heizwerke und Fernwärme aus erneuerbarer Energie blieben bestehen.

Windenergie bleibt der Marken-Kern, stellten Gerbavsits und sein Vorstandskollege Alois Ecker klar. "Wir konzentrieren uns auf das, was wir kennen und können". Nach der ersten Ausbauphase der Windkraft 2003-2006 und der zweiten ab 2011 plane man nun ab 2019 bis 2022 eine dritte Ausbauphase mit einer Investitionssumme von 420 Millionen Euro. Damit soll die Leistung von derzeit 522 auf 620 Megawatt gesteigert werden.

Windrad für jedermann

Weil dieser Schub durch leistungsstärkere Windräder erzeugt wird, die ältere ersetzen, kann die Zahl der Anlagen von derzeit 225 auf 215 reduziert werden. Die neuen Anlagen seien nicht zwingend höher, aber "wenn wir zehn Meter mehr genehmigt kriegen, nehmen wir‘s gerne", sagte Gerbavsits. Jeder Höhenmeter bringe exponentiell mehr Leistung. Neue Standorte seien ganz vereinzelt möglich, etwa im Mittelburgenland.

Ab kommender Woche bietet die EB jedermann die Möglichkeit, sich an zwei Windenergieanlagen in Parndorf zu beteiligen. Insgesamt werden 49 Prozent privatisiert, in Summe 4,9 Millionen Euro. Mit 1000 bis 5000 Euro ist man dabei. Die Vergabe erfolgt durch eine notariell beaufsichtigte Verlosung. Vergütung? Zwei Prozent für EB-Kunden, 1,75 Prozent für Nichtkunden.

Die Vorgängergesellschaften der Energie Burgenland (EB) beschäftigen seit Jahren die Gerichte: Im Zuge der Fusion von Bewag und Begas wurde ruchbar, dass sich der langjährige Begas-Vorstand Rudolf Simandl am Gasversorger um 3,9 Millionen Euro bereichert haben soll. Wegen schwerer Depression fehlte er beim Zivilprozess, den die EB gegen ihn angestrengt hatte ebenso wie beim bis dato einzigen Strafprozess im Sommer 2016. Dort wurde u.a. sein ehemaliger Kollege Reinhard Schweifer in einem Fall nicht rechtskräftig bedingt verurteilt. Schweifer meldete Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an. Wie dem KURIER jetzt von Schweifers Anwalt bestätigt wurde, hat der Oberste Gerichtshof beides abgewiesen, das Urteil ist damit rechtskräftig. Offen sind noch Zivilverfahren von Schweifer gegen die EB und umgekehrt.

Und ein zweiter Begas-Strafprozess könnte bald ins Haus stehen. Die Ermittlungen zur Reststoffverwertung Heiligenkreuz sollen abgeschlossen sein.

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