Weinlese: Hasard mit Trauben und Regen

Weinlese: Hasard mit Trauben und Regen
Die Weinlese im Burgenland startete früher als sonst, der Jahrgang 2012 dürfte dennoch ein guter werden.

Will man es auf den Punkt bringen: Es ist alles nicht mehr einfach für die Winzer. Das Weinlesen als gesellschaftliches Ereignis mit Hetz und Trara zu erleben, das ist längst vorbei. Vor allem dann, wenn man Top-Qualität liefern möchte.

Wenn man beispielsweise mit Golser Winzern spricht, dann war es seit Jahrzehnten, wie sich Hans Gsellmann erinnert, nicht so stressig: "Nach dem Ausdünnen  kam das Golser Volksfest (Mitte August, Anm.), es  gab zehn Tage Fest und danach herrschte   Ruhe im Ort." Bis zur Weinlese Anfang Oktober.

"Heute", sagt sein 27-jähriger Sohn Andreas, "besuchen wir auch das Volksfest, aber die Lese beginnt   schon Anfang September". Heuer beispielsweise begannen die Golser am 30. August den Pinot Noir abzuschneiden. Ob dieser frühe Termin mit dem Klimawandel zu tun habe, darüber kann Andreas Gsellmann nur spekulieren, weil er kein Klimaforscher sei.

Zeiten ändern sich

"Komisch" seien die frühen Lesen in den letzten Jahren dennoch, meint der Jung-Winzer, der seit 2005 nach mehreren Aufenthalten im Ausland im Familienbetrieb "mehr oder weniger" die Geschäfte schaukelt. Somit auch Verantwortung übertragen bekommen hat. Andreas Gsellmann möchte niemandem "ein Ei" legen. Doch in den vergangenen Jahren habe sich einiges geändert. Vielleicht auch deshalb, weil der Betrieb auf Bio-Dynamik umgestiegen ist.

Andreas Gsellmann legt mittlerweile weniger Wert auf  spezielle hochtechnische Analysen und Messungen. Nur die Klosterneuburger Zuckergrade zu messen, sei kein Gradmesser. Der ph-Wert, Säurewert, Dichte etc. seien zwar von Bedeutung, aber: "Das Kosten der Trauben im Weingarten ist wichtiger als analytische Werte." Wenn die Traubenschale knackig ist, sich das Fruchtfleisch einfach von den Kernen lösen lässt und diese leicht bräunlich sind, "ja dann, dann sind wir am besten Weg sehr guten Wein zu bekommen". Auf einen guten Jahrgang dürfe man sich jedenfalls  freuen.

Herausforderung

Auf dem besten Weg einen sehr guten Wein   zu machen, ist auch Gsellmanns Golser Kollege Claus Preisinger. Er ist ein wenig älter,  ein wenig abgebrühter. Und Claus Preisinger liebt  die Herausforderung: Er will es wissen, geht es oder geht es nicht.  Während viele seiner Kollegen (etwa John Nittnaus hat  Blaufränkisch Ungerberg bereits im Keller) im Seewinkel die Trauben bereits vom Stock haben, lässt er sie nach wie vor zappeln. Zwar nicht mehr lange, "aber je länger sie am Stock sind, umso bessere Aromen bekommen sie". Das macht’s  am Ende aus, dass sich Weinkenner fragen, wie der Preisinger  einen solchen "Super-Zweigelt" zustande bringt.

Es ist ein gefährliches Spiel des Golser Winzers. Denn sollte es in den nächsten Tagen zu schütten beginnen, "dann wird’s ungemütlich."

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