Top-Ermittler im Zwielicht

Top-Ermittler im Zwielicht
Es geht um einen vorgetäuschten Überfall, gewerbsmäßigen Betrug und vieles mehr.

Er selbst spricht von 700 Räubern, die er in seiner Laufbahn hinter Gitter gebracht hat. Jetzt steht der ehemals hochdekorierte Spitzenbeamte des nö. Landeskriminalamtes selbst unter Verdacht, schwer kriminell zu sein. Am Landesgericht Eisenstadt hat am Montag der Prozess gegen den suspendierten Chefinspektor Helmut B. (64) und seine Ehefrau Christine T. (51) begonnen. Den beiden wird vorgeworfen, dass sie 2011 in Wien einen Raubüberfall fingiert haben, um einen Versicherungsbetrug zu begehen.

Christine T. wollte damals mit 97.800 Euro in der Handtasche zu einem Bauern fahren, um diesen zu einem Grundstücksverkauf zu bewegen. Beim Eingang ihres Hauses soll die Adelige von einem "übel riechenden" Schwarzafrikaner überfallen und ausgeraubt worden sein.

Um die mutmaßlich fingierte Sache noch spektakulärer erscheinen zu lassen, wurde sogar eine Schussabgabe auf die Frau vorgespielt, erklärte Staatsanwalt Wolfgang Handler. Der Schießsachverständige Ingo Wieser sprach von einem Einschussloch im Mantel der Frau, außerdem wurde ein deformiertes Geschoß sowie eine Patronenhülse am Tatort sichergestellt. Den Knall selbst hat in dem dicht bewohnten Gebiet allerdings niemand mitbekommen. Selbst Bauarbeiter, die in der Nähe waren, hörten nichts.

Top-Ermittler im Zwielicht
APA17881754-2 - 11042014 - WELS - ÖSTERREICH: ZU APA 141 CI - Der Verteidiger des Angeklagten , Nikolaus Rast am Freitag, 11. April 2014, vor Prozessbeginn am Landesgericht Wels. Ein ehemaliger Rotlichtboss muss sich heute als mutmaßlicher Auftraggeber von Brandstiftungen beim "Objekt 21" am Landesgericht Wels verantworten. APA-FOTO: RUBRA

"Merkwürdig ist auch, dass die Angeklagte, nachdem sie den Polizei-Notruf gewählt hat, ihren Mann angerufen und nur 24 Sekunden mit ihm gesprochen hat. Das war keine Schilderung eines Überfalles sondern nur eine Vollzugsmeldung", so Handler.

Das Gespräch sei deshalb so kurz gewesen, weil er sofort hingefahren sei, meinte der ehemalige Leiter der Raubgruppe. Von dem Schuss habe er zu dem Zeitpunkt noch nichts gewusst. "Hätte sie gesagt, die ganze Kohle ist weg, hätt i zum Rean angefangen. Mir war die wirkliche Tragweite nicht bewusst."

Wilderer von Annaberg

Nachdem am Dienstag weitere Zeugen gehört werden, ist kommende Woche das "Who’s who" der nö. Polizeispitze geladen. Der Ex-Raubchef soll neben dem mutmaßlich fingierten Überfall auch Überstunden und Reisekosten unrechtmäßig dem Landespolizeikommando verrechnet haben, obwohl er in Wirklichkeit auf seinem privaten Bauernhof seiner Leidenschaft nachging, nämlich der Kamelzucht.

Verteidiger Nikolaus Rast spricht von abenteuerlichen Vorwürfen. Sein Mandant habe von zu Hause und auch am Wochenende gearbeitet. "Er hat sich auch mit dem Fall des Wilderers beschäftigt, bis man ihn nicht mehr gelassen hat. Hätte er in der Sache weitergemacht, würden die vier Opfer vermutlich noch am Leben sein", so Rast.

Kommentare