"Sind nicht Europas Mistkübel"

"Sind nicht Europas Mistkübel"
Neudorf bei Parndorf: Ein Antrag für eine mikrobiologische Bodenaufbereitungsanlage verunsichert die Bevölkerung und ruft Bürgerinitiativen auf den Plan.

Heftig diskutiert wird am Sonntagvormittag beim Stammtisch  im Gasthaus der Familie Holzapfel in Neudorf. Das Thema, das die Gemüter der Männer zwischen dem Kirchgang und dem Mittagessen zu Hause mit der Familie erhitzt, sind die Pläne für eine mikrobiologische Bodenaufbereitungsanlage, in der kontaminiertes Material behandelt werden soll.

"Nicht mit uns, manche glauben, dass wir der Mistkübel von halb Europa sind", ärgert sich Johann Kalinka. Die Bevölkerung von Neudorf und Parndorf steht geschlossen hinter den Bürgerinitiativen, die sich zur Bekämpfung einer geplanten Reststoffdeponie formiert haben. Erst vor zwei Monaten wurde dieser Antrag zurückgezogen, nun stehen die Bürgerinitiativen wieder Gewehr bei Fuß.

"Und wir werden wieder kämpfen", sind sich die Anwesenden einig. Es gehe vor allem um die Grundwasserversorgung, äußert der Wirt seine Bedenken.

"Wir werden alles unternehmen, damit diese geplante Anlage nicht zu uns kommt", sagt Felix Miletich, Sprecher der Bürgerinitiative Neudorf. Die Stammtischrunde stimmt dem zu und äußert ihre Befürchtungen. Gesundheitsschädigende Substanzen im Grundwasser und in der Luft werden genauso befürchtet wie eine noch höhere CO2-Belastung. Mehr als 60.000 Tonnen verunreinigtes Material sollen in diesem Lager jährlich bearbeitet werden, "die Staubemissionen würden durch das erhöhte Verkehrsaufkommen erheblich steigen,", weist Miletich hin.

Berufung

Hinter den Plänen steht die Firma "Ökologische Bodenaufbereitung GmbH", an der auch die ÖBB beteiligt sind. Bereits im Sommer 2011 wurde ein Antrag bei der Burgenländischen Landesregierung eingebracht. Das Projekt wurde abgelehnt. Der Antragssteller hat Berufung angemeldet und den Umweltsenat eingeschalten.

Reaktion  Die Ängste der Leute seien  unbegründet, heißt es von den ÖBB. "Die  Bearbeitung des kontaminierten Materials würde  in einer Halle stattfinden, bei der der Boden so abgedichtet ist, dass nichts ins Grundwasser kommt bzw. eine Abluftreinigungsanlage sicherstellt, dass nichts in die Luft gelangen kann", versucht ÖBB-Sprecher Christopher Seif zu beruhigen. Die bearbeiteten Böden  sollen  auf einer Baurestmassendeponie gelagerte werden, "die weder Mensch noch Umwelt gefährdet," versichert Seif.

Der Bevölkerung ist diese "Beschwichtigung", wie sie es nennt, zu wenig. In einem ersten Schritt wurden die Leute bei einer Informationsveranstaltung über die Pläne aufgeklärt. Zu welche Maßnahmen die Bürgerinitiativen noch greifen werden, wurde noch nicht verraten. Nur so viel: "Wir bleiben am Ball" kündigte Miletich an.

Kommentare