Segler-Paradies: "80 Prozent Himmel"

Segler-Paradies: "80 Prozent Himmel"
Man liebt oder hasst ihn. Der KURIER traf die Fans des Neusiedler Sees. Sie kommen seit Jahrzehnten - in jedem Urlaub.

Die sollen bleiben, wo sie sind", sagt Gerda Pokorny. Sie spricht diejenigen an, die den Neusiedler See als "Gatschlacke" bezeichnen. Die Seglerin aus Wien liebt den See. "Für mich ist die Gegend eine Energietankstelle", erklärt sie und setzt sich vor der Segelschule Kreindl in Weiden in die Sonne. Die Fahnen wehen im Wind. Ein perfekter Tag, um abzulegen.
Nichts wie raus aufs Wasser: Auch der KURIER machte sich auf. Die Segel werden gesetzt; der neue Kurs auf dem "15er Jollenkreuzer" aus Holz heißt "Hart am Wind" von Neusiedl Richtung Podersdorf. Das Segelschiff nimmt Fahrt auf. Das Wasser gurgelt unter dem Schwert.

"Erholung voraus": Kaum aus dem Hafen auf dem Wasser setzt sie ein, selbst wenn die Windstärken Action versprechen sollten.

Funkeln

"Es ist das Funkeln", das es den Seglern Ellen und Hans-Jörg Muselewski angetan hat. Seit vier Jahrzehnten ist das Paar aus Karlsruhe in Deutschland in Podersdorf zu Gast. Beim ersten Besuch haben sie dem See zwei Tage Zeit gegeben, um zu gefallen. Denn es war Liebe auf dem zweiten Blick. Die ist bis heute nicht verloschen.

Die Verführungskünste der Landschaft hat auch Willi Jaggy aus Maulbronn in Deutschland zu spüren bekommen. Er ist seit 1982 Stammgast. "Pausenlos." Was er liebt? "80 Prozent Himmel." Keine Berge verstellen die Sicht, es ist alles offen. "Für mich hat nur Segeln Priorität."

Die Familie Jelinek aus Wien braucht Abwechslung. "Wir segeln fünf Minuten hinaus und schon will unser Sohn, dass wir Anker werfen", erzählt Petra Jelinek. "Ich mag ins Wasser springen", sagt der achtjährige Florian. "Schwimmen, Paddeln, Bootfahren", sind die Lieblingsbeschäftigungen seines älteren Bruders Jan. Die Familie ist auch mit dem Rad
unterwegs. "Nix machen", das ist eigentlich das Motto von Norbert Drechsler aus der fränkischen Bierstadt Kulmbach. "Das ist Lebensqualität." Auch er hat ein Schifferl am See und kommt seit den 70er-Jahren.

Windalarm

"Windalarm" blinkt es auf einer der Wetterseiten des Sees. Wenn es einmal stärker weht, gesellen sich zu den Seglern die Kiter und Surfer dazu. Ein buntes Bild. "Der See ist so groß, dass man sich nicht im Weg ist", sagt Gerda Pokorny. Unterschätzen darf man die "Gatschlacke" niemals. Der Sturm fegt über das Wasser. Die Wellen bäumen sich auf, sie kommen knapp hintereinander. Seenot ist kein Fremdwort. Die Sturmwarnungen blinken. Die Segler werden weniger.

Wenn es ruhiger wird, kommen sie zurück. Am Wasser sind sie bis zum Sonnenuntergang und der ist wie "am Meer in Kalifornien", so Gerda Pokorny.

Neuer Kurs

"Vor dem Wind": Die großen bunten Segel (Spinnaker) leuchten. Der sonst braune See bekommt am Abend einen Blauton. In den Lokalen am Wasser werden die "Sundowner" ausgeschenkt. Doch dann kommt die Invasion: Gelsenalarm. Pokorny: "Da muss man durch." Die wahren Fans schaffen das.

Infrastruktur: 3200 Liegeplätze

Welterbe Die Region Neusiedler See wurde 2001 von der UNESCO zum Welterbe ernannt. Der See umfasst 320 km² an Wasser- und Schilffläche. Er ist kaum mehr als 180 Zentimeter tief.

Häfen Am Neusiedler See gibt es 3200 Bootsliegeplätze. Der größte Hafen befindet sich in Breitenbrunn mit 845 Liegeplätzen.

Lernen
Rund um den See bieten Segelschulen Kurse an. In jedem Ort am See können Segelboote ausgeborgt werden.

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