Seewinkler Wellen und Kamutbrot

Alles Handarbeit: Elisabeth Unger beim Lebkuchen verzieren. Der Roggen dafür stammt aus eigener Landwirtschaft und wird von ihrem Mann vermahlen
Elisabeth Unger hat sich mit ihrer Backstube einen Traum erfüllt und setzt auf Natur statt Zusatzstoffe.

Schon beim Betreten der "Naturbackstube" in Wallern merkt man: Hier wird fleißig gearbeitet. Es duftet nach frisch gebackenem Brot und – wie es sich für die Weihnachtszeit gehört – nach Lebkuchen. Elisabeth Unger ist gerade dabei Lebkuchenteig auszurollen. "Das ist der letzte. Noch ein Blech, dann bin ich fertig", sagt sie.

Obwohl es noch nicht einmal Mittag ist, dauert der Tag der Bäckerin schon lange. "Ich bin seit vier Uhr auf den Beinen", sagt sie. Das sei aber nicht schlimm, denn "früher hatte ich jeden Tag um sechs Uhr Verkauf. Da habe ich ganze Nacht durchgearbeitet." Erst seit einem Jahr hat sie die Verkaufstage auf Dienstag- und Freitagnachmittag beschränkt.

Weniger Arbeit hat sie dafür aber nicht. "Ich bekomme immer mehr Anfragen. Den Leuten schmeckt das Brot. Weil es so naturbelassen ist, kommen viele Allergiker." Auf 300 Kilogramm Brot und Gebäck kommt sie pro Woche. Künstliche Konservierungsmittel und Zusatzstoffe haben in der Naturbackstube keinen Platz. Und das Getreide stammt aus eigenem Anbau und wird selbst gemahlen.

Jeden Tag steht die 48-Jährige in der Backstube. Ausnahmen gibt es nur wenige. "Jetzt zu Weihnachten haben wir zwei Wochen zu und im Sommer hatte ich fünf Wochen Urlaub." Zum Wegfahren blieb keine Zeit: "Ich musste meine Backstube auf Vordermann bringen."

"Gscheiter Ofen"

Seit 14 Jahren betreibt Elisabeth Unger nun schon ihre Naturbackstube in Wallern. Zum Backen ist sie eher durch Zufall gekommen. "Ich wollte etwas lernen, wusste aber nicht was. Also bin ich in eine Konditorei schnuppern gegangen", erzählt sie. Die Leidenschaft war geweckt und so machte sie die Bäcker- und Konditorlehre.

Den Traum von der eigenen Backstube hat sie sich erst im Jahr 2000 erfüllt. "Ich habe mir zum Geburtstag einen Steinofen gewünscht. Weil der große nicht viel teurer war als der kleine, haben wir gleich einen gscheiten genommen."

Doch bevor es richtig losging, musste noch das Haus umgebaut werden. "Meine provisorische Backstube befand sich im Keller. Ich fühlte mich wie in einem finsteren Gefängnis", erzählt sie. Also hat ihr Mann aus Waschküche und ehemaligem Schlafzimmer Elisabeths neue Backstube gemacht.

Ihr Brot war bald in aller Munde, sodass weitere Geräte angeschafft werden musste. Anfangs hat die Bäckerin das Mehl noch gekauft. "Erst später hatte ich die Idee, warum nicht das eigene Getreide auch gleich vermahlen." Also gesagt, getan, eine Steinmühle wurde angeschafft.

Mittlerweile ist aus dem Ein-Frau-Betrieb ein kleiner Familienbetrieb geworden. Alle packen mit an und auch die beiden Enkelkinder kommen gerne in die Backstube und helfen beim Backen.

Seewinkler Welle

Während Elisabeth Unger 14 verschiedene Brotsorten – vom Tomaten- bis zum Kamutbrot – bäckt, hat sich Tochter Susanne auf süße Sünden spezialisiert. Ob Torten oder Schnitten, Naschkatzen kommen garantiert auf ihre Kosten. Besonders stolz sind Elisabeth und ihre Tochter auf ihre Eigenkreation – die Seewinkler Welle.

Die Produkte von Elisabeth Unger sind der Renner, nicht nur im Seewinkel, auch aus Wien kommen immer mehr Kunden. Für ihre Brotkreationen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt mit der Genusskrone – der höchsten Auszeichnung für regionale Lebensmittel.

Elisabeth Unger hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, wie sie selbst sagt. "Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen." Für die Zukunft hat sie nur einen Wunsch: "Gesund bleiben, dass ich noch lange so weitermachen kann."

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