Seewinkel/Wulkatal: Das "große Fressen" im Visier

Seewinkel/Wulkatal: Das "große Fressen" im Visier
900 Saatkrähen sind zum Abschuss freigegeben, weil Biobauern nicht mehr wissen, wie sie die Saat sonst retten sollen.

Saatkrähen, und zwar zu viele davon, machen den Biobauern im Nordburgenland zu schaffen. Denn wie ihr Name schon verrät, fressen sie besonders gern Saatgut, vor allem Kukuruzkeimlinge. Während in der konventionellen Landwirtschaft die Körner chemisch gebeizt werden, was den Krähen gar nicht schmeckt, gibt es auf den Feldern der Biobauern unbehandeltes Saatgut.

Die Vögel sind zu einer derartigen Plage geworden, dass der Verband Bio Austria Burgenland einen Antrag für eine Abschussgenehmigung gestellt hat, was nun vom Natur- und Umweltschutzreferat des Landes per Bescheid erlaubt wird. "Lustig ist das nicht, dass wir diese drastische Maßnahme befürworten müssen, aber alle Alternativen, die wir jahrelang eingesetzt haben, sind nicht mehr finanzierbar", erläutert Andreas Ranner vom Naturschutzreferat und selbst Ornithologe. Die Kosten diverser Aktionen, um die Krähen von den Feldern zu vertreiben, sind im Laufe der Jahre auf 80.000 Euro angestiegen, heißt es aus dem Büro des zuständigen Landesrates Andreas Liegenfeld.

Scharfe Kritik kommt von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. "Wir bezweifeln stark, dass hier die Saatkrähe die alleinige Ursache ist", meint Geschäftsführer Helmut Dungler und fragt sich, ob "das gesamte Potenzial an Vergrämungsmaßnahmen" ausgeschöpft wurde.

Kluge Vögel

Seewinkel/Wulkatal: Das "große Fressen" im Visier

Eine der Betroffenen, Biobäuerin Martina Schmit aus Zagersdorf, kommt mit dem Aufzählen ihrer Bemühungen, die Kukuruzernte zu retten, gar nicht nach: "Wir haben das Saatgut mit natürlichen Beizmitteln behandelt, den Krähen hat’s trotzdem geschmeckt." Ballons haben die klugen Vögel genauso wenig abgeschreckt wie Falkner oder Aussäen nach 22 Uhr. Vor vier Jahren haben die Krähen Schmits gesamte Maisaussaat gefressen, Schaden: 8000 Euro.

Das Problem mit dem "großen Fressen" versuchen die Biobauern seit mehr als zehn Jahren in den Griff zu bekommen, aber die Vermehrung der Krähen sei "extrem", meint Schmit, "da geht es nicht um ein paar Vögel, manchmal ist das ganze Feld schwarz."

Bei einer Erhebung 2010 wurden im Burgenland 2000 Brutpaare gezählt. Per Bescheid sind bis Ende August 900 Vögel zum Abschuss freigegeben – im Wulkatal, im südlichen Seewinkel und im Gebiet rund um den Zurndorfer Friedrichshof.

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