Parteibuch für Job? "So was macht die Landesrätin nicht"

Sabine Döberl; ÖVP-Kandidatin für Gemeinderat Güssing
Güssing.ÖVP-Kandidatin erhebt Vorwurf.

Sechs Wochen vor der Kommunalwahl am 1. Oktober werden die Samthandschuhe ausgezogen. In Güssing liefern sich Rot und Schwarz einen heftigen Schlagabtausch mit klassischen Zutaten – angeprangert wird rote Parteibuchwirtschaft, gekontert wird mit schwarzem Opportunismus.

Den Anstoß lieferte die schwarze Newcomerin Sabine Döberl, die im Herbst auf Platz sieben der ÖVP-Liste kandidiert. Die rote Begleitmusik missfällt der 56-jährigen Buchhalterin gehörig. Die Mutter einer 19-jährigen Tochter, deren Mann pflegebedürftig ist, will sich im KURIER-Gespräch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen.

Sie wollte nach 20 Jahren im Wissenschaftsministerium zurück ins Burgenland und suchte sieben Jahre vergeblich einen Job, erzählt die Südburgenländerin. Nach mehreren erfolglosen Versuchen fasste sie sich bei einer Sprechstunde im Jänner 2009 ein Herz und sagte Landeshauptmann Hans Niessl auf den Kopf zu, dass es doch nicht sein könne, dass man ein rotes Parteibuch brauche, damit eine Bewerbung für den Landesdienst überhaupt angesehen werde. Neben Niessl sei Hans Peter Doskozil gesessen, damals Referent beim Landeschef. Zwei Monate später hatte Döberl einen Job in der Landwirtschaftlichen Fachschule. Ende gut, alles gut? Mitnichten.

Denn danach habe sie SPÖ-Landesrätin Verena Dunst angerufen und ihr mitgeteilt, Döberl möchte sich nun ja gewiss "bedanken" – sprich, der SPÖ beitreten. Das tat sie dann auch, weil sie zunächst nur einen befristeten Vertrag erhielt. Im Wissenschaftsministerium sei auch unter roter Führung nie mit dem Parteibuch gewachelt worden, wundert sich Döberl über den burgenländischen Brauch.

Jetzt sei sie von der ÖVP angesprochen worden zu kandidieren und habe ihren Austritt aus der SPÖ bekannt gegeben. Döberl mit einem Schuss Ironie: "Ich habe das Gefühl, mich lange genug bedankt zu haben". SPÖ-Bezirksgeschäftsführer Patrick Hafner habe am Telefon rüde reagiert und ihr geraten, sie möge nachdenken, "wo ich mein Geld bekomme". Auf Döberls Antwort, dass sie im Landesdienst sei, soll Hafner geantwortet haben, "die SPÖ ist das Land".

Was sagt die SPÖ? "Das habe ich nie gesagt", gibt Hafner gegenüber dem KURIER zu Protokoll. Als Döberl am vergangenen Freitag per Mail ihren Parteiaustritt mitteilte, habe er lediglich nach den Gründen gefragt und seiner Verwunderung Ausdruck verliehen, dass sich Döberl zuerst von der SPÖ helfen lasse und ihr dann den Rücken kehre. Ins selbe Horn stößt man auch im Büro von Landesrätin Dunst. Döberl sei "mindestens drei Mal" bei Dunst gewesen und habe um Hilfe in verschiedenen Angelegenheiten gebeten.

Ob Dunst 2009 persönlich dabei war, als Döberl die SPÖ-Beitrittserklärung unterzeichnete, lasse sich heute nicht mehr rekonstruieren. Man könne aber definitiv ausschließen, dass Dunst auf irgendjemanden Druck ausübe, der SPÖ beizutreten: "So etwas macht die Frau Landesrätin nicht."

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