OSG schont die grüne Wiese

Für OSG-Obmann Alfred Kollar ist das Bauen im Ortskern das Gebot der Stunde
Industriebrachen werden verbaut, in frühere Erbsenfabrik kommt Volksschule.

Als Alfred Kollar vor fast drei Jahrzehnten zur OSG stieß, war Bauen auf der grünen Wiese der letzte Schrei. "Wenn uns damals ein Bürgermeister ein Grundstück im Ortszentrum angeboten hat, haben wir ihn gefragt, ob er nichts G‘scheites hat", erinnert sich der Obmann der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft heute mit einem Schmunzeln zurück. Denn, so der Chef der weitaus größten Wohnbaugenossenschaft des Landes, mittlerweile sei man von "einem Bauträger am Ortsrand zum Bauträger der Ortskernbelebung geworden".

K. u. K. Erbsenfabrik

Das jüngste Beispiel für diese Besinnung aufs Zentrum liegt in der rasant wachsenden Gemeinde Bruckneudorf, unmittelbar an der Grenze zu Bruck/Leitha (NÖ). Dort hat die OSG das 4,1 Hektar große Areal einer ehemaligen Erbsenfabrik, deren Ursprünge auf 1896 zurückgehen, erstanden, um in den Silos Wohnungen, aber auch Reihenhäuser, Geschäfte und die erste Volksschule in der 3100-Einwohner-Gemeinde zu errichten. Derzeit gehen die Bruckneudorfer Kinder noch in Bruck in die Schule. Vorige Woche hat der Gemeinderat seinen Sanktus gegeben, im Herbst 2018 sollte Baubeginn sein, hofft Bürgermeister Gerhard Dreiszker (SPÖ).

Aus dem Umbau der seit Jahren leer stehenden Fabrik, die einst Teil der größten Dosenfabrik der Monarchie war, soll "ein historischer Ortskern werden", erläutert der Ortschef. Denn der Kern fehle in der Grenzgemeinde, die "bisher eine reine Wohngemeinde" ist, sagt Dreiszker.

Dass die OSG versucht, möglichst wenig Grünland zu verbauen und stattdessen Industriebrachen zu nutzen, ist Wasser auf die Mühlen von Kurt Weinberger. Der Vorstandschef der Österreichischen Hagelversicherung klagt, dass Tag für Tag "20 Hektar Äcker und Wiesen" verbaut würden, das entspreche 30 Fußballfeldern. Die versiegelten Böden könnten weder Wasser noch CO2 speichern, dadurch stiegen auch Schäden durch Überschwemmungen und Dürre. Und das, obwohl 40.000 Hektar an Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien leer stünden, was der Fläche des Bezirks Eisenstadt-Umgebung gleichkomme. Die OSG, die auch in Winden, Neudörfl und Großpetersdorf auf altem Fabriksgelände baut oder gebaut hat, ist jetzt selbst umgezogen: Das neue Büro in Neusiedl am See befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Konservenfabrik.

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