Nord-Süd-Konflikt auf dem Spielfeld

In der Fußballakademie Burgenland in Mattersburg werden jährlich 25 bis 30 Kicker aufgenommen, 170 bewerben sich
Die Akademie Burgenland könnte Konkurrenz aus dem Südburgenland bekommen.

Nur eine Momentaufnahme oder ein Fingerzeig für Kommendes? In der Landesliga hat der SV Eltendorf schon zum SV Mattersburg aufgeschlossen, der Dorfklub aus dem Südburgenland wie die Amateurmannschaft des Bundesligisten halten bei je 33 Punkten.

Seit dem Einstieg von Mäzen Willi Goldschmidt, der in Südostasien als Energie-Unternehmer reich wurde und seinem Heimatklub nun etwas zurückgeben möchte, will der SV Eltendorf hoch hinaus. Der Klub aus der südburgenländischen Gemeinde mit nicht einmal 1000 Einwohnern peilt zumindest die Regionalliga an, ganz außer Reichweite ist mittelfristig auch die Erste Liga nicht.

Nun scheint es, als möchte der Aufsteiger aus dem Süden auch im Nachwuchsfußball nach Höherem streben. Ende des Vorjahres wurde das "Nachwuchsleistungszentrum Lafnitztal" aus der Taufe gehoben, neben Eltendorf sind auch die Vereine aus Kukmirn, Rudersdorf, Heiligenkreuz, Wallendorf und Mogersdorf mit an Bord. Mastermind des Leistungszentrums ist Joachim Steiner. Der UEFA-A-Lizenz-Trainer ist auch Lehrer an der HAK Stegersbach und dort verantwortlich für den Fußballschwerpunkt an der Schule. Sponsor der "Fußballakademie" an der HAK ist Goldschmidts Firma Navigat. Fünf Jahre läuft der Vertrag, von beiden Seiten jedes Jahr kündbar – die Höhe der Zuwendungen bleibt geheim.

Die A-Frage

Fußballakademie? Das hört man nördlich von Stegersbach gar nicht gern. Denn seit 2009 werden in der Fußball-Akademie Burgenland die besten Nachwuchskicker des Landes ausgebildet. Trägerverein ist der Bundesligist SV Mattersburg, Gesellschafter sind neben Klub und Stadt Mattersburg das Land und der Fußballverband (BFV). Das jährliche Budget für den Betrieb liegt bei 1,5 Millionen Euro.

Die drei Akademie-Teams spielen gegen die Altersgenossen aus allen anderen Bundesländern um den Österreich-Titel. 12 Akademien gibt es bundesweit, getragen von Bundesligavereinen und/oder Bundesländern. Partnerschulen sind die HAK Mattersburg und das Gymnasium Oberschützen mit seinem Modell für Schule & Sport. Seit 2011 wird auch die Lehre zum Ökoenergietechniker angeboten.

Der am vergangenen Sonntag wiedergewählte BFV-Präsident Gerhard Milletich hat im KURIER-Gespräch klar Position bezogen: "Den Akademiestatus vergibt einzig und allein der ÖFB." Engagement für den Nachwuchsfußball sei schön und gut, aber von den österreichweit 12 Akademie-Lizenzen sei die fürs Burgenland schon vergeben. Milletich: "Es wird sicher keine weitere geben, ob für Stegersbach, Eltendorf oder wen auch immer."

In dieselbe Kerbe schlägt auch Akademie-Aufsichtsratschef Christian Illedits. "Es gibt nur eine Akademie im Burgenland", betont der SPÖ-Landtagspräsident mit fußballerischer Vergangenheit. Zudem stehe in Mattersburg die "beste Akademie in ganz Österreich". Selbst aus dem Ausland kämen Besucher, um sich vom pannonischen Modell etwas abzuschauen, rührt der aus dem Bezirk Mattersburg kommende Illedits die Werbetrommel für die AKA Burgenland, die demnächst auch noch ein weiteres schulisches Standbein bekommen soll.

Kein Gegenmodell

Joachim Steiner beteuert, im Südburgenland solle sicher "kein Gegenmodell" zur AKA Burgenland etabliert werden. Die HAK Stegersbach sei auch kein exklusiver Schulpartner für die Spieler des Nachwuchsleistungszentrum Lafnitztal. Einziges Bindeglied zwischen Fußballschwerpunkt an der Schule und Leistungszentrum auf Vereinsebene sei die Unterstützung durch Eltendorfs Präsident Willi Goldschmidt. Man wolle aber all jenen, die in Mattersburg nicht aufgenommen werden oder die die engere Heimat im Schulalter gar nicht verlassen wollen, im Südburgenland ein professionelles Umfeld zur fußballerischen Weiterentwicklung anbieten.

Die fußballerische Ausbildung an der HAK Stegersbach sei mit der AKA Burgenland nicht vergleichbar, gibt man sich am Standort Mattersburg selbstbewusst. "In punkto Trainingsinfrastruktur, Qualifikation und Anzahl des Betreuerteams sind wir im Burgenland einzigartig", ist Geschäftsführer Oliver Snurer überzeugt. Und man spreche Spieler aus allen Landesteilen an. Prominentes Beispiel: Der Ollersdorfer Marvin Potzmann. Er schaffte zunächst den Sprung zu den SVM-Profis und ist jetzt bei Sturm Graz.

Zwei Modelle.2009 haben Land, SV Mattersburg, Burgenländischer Fußballverband und Stadt Mattersburg um rund 10 Millionen Euro auf 115.000 die Fußball-Akademie errichtet. Derzeit sind 84 Burschen im Alter von 15 bis 19 Jahren in schulischer und sportlicher Ausbildung, darunter auch einige aus anderen Bundesländern. Rund die Hälfte der Burgenländer kommt aus dem Landesnorden, 15 Prozent aus der Mitte und 35 Prozent aus dem Landessüden.

Süd-Variante

Die HAK Stegersbach hat einen Fußballschwerpunkt etabliert, mehr als hundert Schüler machen mit. Kopf dahinter ist Joachim Steiner, der für den SV Eltendorf das "Nachwuchsleistungszentrum Lafnitztal" erdacht hat.

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