"Mutproben" mit tödlichem Risiko

Bei der Bahnstation in Eisenstadt unterzogen sich die Jugendlichen einer „Mutprobe“. Bei den ÖBB schrillten die Alarmglocken
Jugendliche nutzen die Bahnstation bei HAK/HTL für leichtsinnige Wetten. ÖBB verstärken Kontrollen.

Rücklings aufstellen entlang der Sicherheitslinie am Bahnsteig. Warten, bis der Zug losfährt und dann ein paar Schritte zurück. Wer als erster den fahrenden Zug mit dem Rucksack berührt, hat gewonnen. Diese "Mutprobe" von Jugendlichen wurde vor den Semesterferien bei der Bahnstation bei HTL bzw. HAK/HAS Eisenstadt beobachtet und ließ bei den ÖBB sämtliche Alarmglocken schrillen. "Das ist ein Wahnsinn", macht Franz Haas, Sicherheitsbeauftragter der ÖBB-Infrastruktur AG, klar: "Die Gefahr, dass man mit Laschen oder Gurten vom Rucksack am Zug hängen bleibt, ist groß. Dann haben Sie keine Chance mehr. Der Körper wird relativ schnell unter den Zug gezogen und gerädert."

Unterschätzte Gefahr

Damit den Schülern klar wird, dass sie bei solchen Mutproben nicht gewinnen, sondern nur verlieren können, haben ÖBB gemeinsam mit der Schulleitung von HAK/HAS zum Sicherheitsdialog geladen. Vor allem mittels recht plakativen Kurzfilmen soll den Jugendlichen klar gemacht werden, was durch solchen Leichtsinn passieren kann. "Man muss sich nur vor Augen halten, dass ein Zug mit 100 km/h einen Bremsweg von 1000 Metern hat, ein Auto rund 90 Meter", schildert Haas. Unterschätzt wird auch die Gefahr durch Strom: "Zu Hause in der Steckdose sind es 230 Volt, beim Zug 15.000 Volt. Man sieht Strom nicht, hört und riecht ihn nicht. Wenn man ihn spürt, ist es meist schon zu spät." Erst vergangenen Dezember ist ein 22-jähriger Student in Wien auf einen Waggon geklettert, in den Stromkreis geraten und an seinen schweren Verletzungen gestorben.

"Unverwundbar"

HAK/HAS-Direktorin Johanna Dorner-Resch hat sich sofort darum bemüht, dass an der Schule über das richtige Verhalten bei Bahnanlagen informiert wird: "Mir ist ganz schlecht geworden, als ich von diesen Vorfällen gehört hab." Vor allem die Schüler der ersten und zweiten Klassen sollen erreicht werden: "Das ist das Alter, in dem sie glauben, sie sind unverwundbar, dass ihnen nichts passieren kann."

Abgesehen von den Vorträgen haben die ÖBB die Kontrollen durch Sicherheitsleute an der Bahnstation, die gleich hinter dem Schulgebäude liegt, verstärkt. Auch die Polizei wirft ein wachsames Auge auf den Bereich.

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