Minusgrade setzen Obstbauern erheblich zu

Obstbaupräsident Johann Plemenschits in seinem Obstbaubetrieb in Klostermarienberg
Tiefe Nachttemperaturen könnten zu weniger Obst führen, Frostschutz soll die Ernte retten.

"Die letzte Nacht war sehr teuer, da ist einiges an Obst erfroren", bilanziert Burgenlands oberster Obstbauer Johann Plemenschits Dienstagmittag. Bis zu minus drei Grad Celsius in der Nacht davor hätten in gewissen Lagen zu "massiven Schäden" geführt, sagt der Obstbaupräsident, der im mittelburgenländischen Klostermarienberg gemeinsam mit seinem Sohn auf 20 Hektar neben Äpfeln, Birnen und Pfirsichen auch Wein anbaut. Gelitten haben aber sämtliche Obstbauern im Land und auch viele Winzer, im Landessüden noch mehr als rund um den Neusiedlersee. Und die Wettervorhersage für diese Woche verheißt nichts Gutes. Plemenschits: "Es ist zu befürchten, dass es heuer weniger Obst gibt". Wie hoch die Schäden landesweit sind, könne noch nicht beziffert werden, sagt Tibor Vertes von der Landwirtschaftskammer. 200 Erwerbsobstbauern gibt es im Land, die 800 Hektar bewirtschaften.

Sind diese frostigen Nächte Ende April extrem? Er sei seit 40 Jahren Obstbauer, sagt Plemenschits und es habe auch schon Mitte Mai Minusgrade, aber was man jetzt spüre, sei "echte Winterluft" mitten im Frühling. Um zu retten, was zu retten ist, war Plemenschits ab 11 Uhr nachts in Sachen Frostschutzberegnung in seinen Plantagen unterwegs. Die feinen Wassertröpfchen gefrieren und setzen auf den Pflanzen Kristallisationswärme frei, die Blätter und Blüten vor Frostschäden schützt. Besonders Äpfel und Birnen leiden sehr unter der gegenwärtigen Kälte, weil deren Blüte schon sehr weit fortgeschritten ist. Vertes berichtet von einer weiteren Aufwärm-Methode: Dosen mit Paraffinöl werden entzündet und unter die Obstbäume gestellt. Es gebe zwar eine Frostversicherung für Äpfel und Birnen, aber keine Prämienförderung durchs Land, bedauert Obstbauchef Plemenschits. Und er wirbt auch um Unterstützung durch die Behörde, denn die wasserrechtliche Bewilligung von Teichen sei sehr aufwendig – das Wasser könnte aber nicht nur gegen Frost helfen, sondern im Sommer auch gegen Trockenheit.

Rauch in der Wachau

Klare Nächte mit Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen derzeit auch in Niederösterreich. Wenn gefrorene Pflanzentriebe von der Morgensonne zu schnell aufgeheizt werden, platzen die Zellen; Triebe und junge Blätter sterben ab. Eine Strategie dagegen ist, viel Rauch zu erzeugen, damit die Pflanzen nicht gleich direkt von der Sonne bestrahlt werden. Eine andere Methode: die kalten Luftschichten am Boden mit wärmeren vermischen. Das besorgte ein Dutzend Hubschrauber mit ihren Rotoren."Wir waren ab drei Uhr früh in den Weingärten und haben Strohballen angezündet", erzählt Erich Kroneder, Weinbau-Obmann aus Langenlois, Bezirk Krems, der gemeinsam mit Kollegen die gesetzlich erlaubte Aktion organisiert hat.

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