Steinpilze und Rote Rüben in hochprozentiger Form

Probiert beim Schnapsbrennen immer wieder was Neues aus: Der Marzer Thomas Schmidl mit einer kleinen Auswahl seiner Brände
Thomas Schmidl macht auch aus ungewöhnlichen Rohstoffen preisgekrönte Brände.

Schnaps aus Steinpilzen oder Roten Rüben? "Ich hab mir gedacht, das muss ich ausprobieren", erzählt der Marzer Schnapsbrenner Thomas Schmidl. Gedacht – getan. Der Geruch ist zwar gewöhnungsbedürftig, beim Geschmack gibt’s aber nichts auszusetzen.

Wie macht man Schnaps aus Pilzen? "Die Pilze werden mit Alkohol versetzt – in der Fachsprache heißt das Mazerieren, sonst geht’s nicht", erklärt Schmidl. Aus rund 90 Kilo selbst in der Umgebung gesammelten Steinpilzen wurden als Endprodukt etwa 25 Liter Schnaps.

Auch den Roten Rüben-Brand hat der 44-Jährige erstmals probiert: "Es ist Geschmackssache, das muss nicht jeder haben. Er riecht so, als ob man ein Glas Roten Rüben-Salat aufmacht." Schmidl ist dennoch zufrieden mit diesen beiden Experimenten. Auch die Experten bei der diesjährigen Burgenländischen Landesprämierung für Schnaps waren angetan und zeichneten beide Brände mit Gold aus.

Auszeichnungen aus Edelmetall sind für Thomas Schmidl mittlerweile Fixpunkte im Jahr geworden: Insgesamt erhielt er mit seiner Destillaten aus Marillen, Himbeeren, Zwetschken, Quitten, Aronia (Apfelbeeren) und Co. heuer zwei Landes- und zwei Sortensieger sowie elf Gold,- acht Silber,- und eine Bronzemedaille. Auch bei der Destillata, der größten Edelbrandprämierung Mitteleuropas, die heuer in Salzburg stattfand, konnte Schmidl mit seinen Produkten überzeugen. Er kehrte mit einer Gold-, sechs Silber- und drei Bronzemedaillen heim.

Kein Kopfweh

Qualität zahlt sich eben aus, auch wenn sie kostet. Für Spezialitäten muss man schon 40 Euro oder mehr pro 0,5 Liter rechnen. "Was’s wiegt, das hat’s. Da gibt’s bei den Kunden aber keine Diskussion", sagt der Marzer. Das Geheimnis eines guten Schnapses sei "zu 60/70 Prozent das Obst". Dass bei ihm keine Chemie dazukommen, sei selbstverständlich: "Dafür hat man, wenn man nur Schnaps trinkt, am nächsten Tag garantiert kein Kopfweh."

Schmidl ist 2004 in die Schnapsbrennerei eingestiegen. Wobei aus der Not eine Tugend entstanden ist: "Wir haben sehr viele Obstbäume und uns entschlossen, das Obst auch in flüssiger Form zu verkaufen."

Da der zweifache Vater hauptberuflich Werkzeugmaschineur ist, muss die ganze Familie mithelfen. Das ist man bei den Schmidls aber gewohnt. Das dritte berufliche Standbein ist nämlich der Heurige Stockvogler in Marz, der fünf Mal im Jahr geöffnet ist (aktuell bis 4. Mai) und neben typischer Heurigenkost auch Schmankerl wie Beuschel oder geröstete Leber anbietet.

Heuriger und Destillerie tragen aber nicht den Namen Schmidl, sondern sind als "Stockvogler" bekannt, was der Chef so erklärt: "Mein Großvater hat Vogler geheißen. Da er das erste Stockhaus in Marz gebaut hat, wurde er ab dann Stockvogler genannt."

Kommentare