Lehrlinge: "Kampf um Talente wird härter"
„Jetzt passt‘s“, sagt Erkan Köse und stellt das Gerüstteil kurz ab. Nach Jahren in der Fachschule für Maschinen- und Anlagentechnik in der HTL Eisenstadt ist der 18-Jährige seit rund zwei Monaten Maurer-Lehrling bei der Eisenstädter Hoch- und Tiefbaugesellschaft Kienzl. „Dabei bleibe ich“, versichert der junge Walbersdorfer, ehe er auf der Reihenhaus-Baustelle in Steinbrunn wieder das sperrige Gestänge schultert. „Einen oder zwei Lehrlinge“ nimmt Kienzl-Geschäftsführer Eduard Tschida Jahr für Jahr auf, manchmal allerdings auch „gar keinen, wenn nix G‘scheites kommt“. Obwohl Köse für einen Lehreinsteiger relativ alt und damit teurer ist, hat Tschida sein Okay gegeben, weil er an das Potenzial des Schulabbrechers glaubt. Der 47-jährige Baumeister, der so alt ist wie das von seinem Vater mitbegründete mittelständische Unternehmen mit heute rund 35 Mitarbeitern, hat nicht vergessen, dass auch seine eigene Karriere manchen Umweg genommen hat.
Schnuppern
Was bei Köse & Kienzl geklappt hat, wollen Landesjugendreferat und Wirtschaftskammer jetzt aufs ganze Land umlegen. Schulabgänger auf der Suche nach dem passenden Job und Betriebe auf der Suche nach künftigen Facharbeitern sollen einander mit der Aktion „Komm schnuppern – entdecke die Arbeitswelt“ möglichst früh finden. Die Liste der teilnehmenden Firmen steht ab Juni auf der Homepage des Landesjugendreferats (www.ljr.at). Auch Kienzl macht mit.Wie drängend das Problem ist, untermauerten ÖVP-Vizelandeshauptmann Franz Steindl und Wirtschaftskammer-Präsident Peter Nemeth. Obwohl mehr als 200 Lehrberufe zur Auswahl stehen, entscheiden sich 78 Prozent der Mädchen und 66 % der Burschen für einen von nur zehn Lehrberufen, besonders beliebt: Frisörin und Kfz-Mechaniker.
Zugespitzt wird diese Verengung dadurch, dass im Burgenland die Zahl der 15-Jährigen in den kommenden Jahren fast um ein Viertel sinkt. Zudem erkennen 50 % der Jugendlichen nach ein, zwei Jahren, dass sie beruflich aufs falsche Pferd gesetzt haben. Fazit von Steindl und Nemeth: „Der Kampf um Talente wird härter“. Die Firma Kienzl hat zwei davon schon an Land gezogen – neben Köse auch den Eisenstädter Alex Sammer, der heuer seine Lehre abschließt. „Die Burschen sind in Ordnung“, lobt Vorarbeiter Bernhard Trimmel.
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