"Kreuzzug" gegen das Kino

2016 freute sich Bürgermeister Steiner mit Betreiber Hueber und Investor Wagner über den Coup - jetzt legen sich Anrainer quer
Eröffnung des Kinocenters verzögert sich ins Jahr 2018, Anrainer leisten Widerstand.

Auf das erste "Film ab" müssen Eisenstädter Cineasten noch länger warten. Aus der für Oktober geplanten Eröffnung eines Kinocenters mit vier Sälen und 540 Sitzplätzen wird nichts. Verzögerungen im Genehmigungsverfahren und Widerstand der Anrainer rund um den geplanten Standort auf einem Teil des Parkplatzes Osterwiese verschieben den Start. Wie lange? ÖVP-Bürgermeister Thomas Steiner, der bei der Kommunalwahl am 1. Oktober um das Ticket für weitere fünf Jahre als Stadtchef kämpft, rechnet frühestens "Anfang des kommenden Jahres" mit der Fertigstellung, Anrainer gehen hingegen von "Ende 2018" aus – noch lieber wäre ihnen das Kippen des Projekts.

Im Juni 2016 hatte Steiner gemeinsam mit Investor Anton Wagner und Betreiber Mario Hueber von der gleichnamigen Tiroler Kinodynastie das 4,5 Millionen Euro teure Projekt präsentiert. Neben dem Kulturzentrum soll ein Megaplex samt Freiluftkino für 110 Besucher auf dem Dach entstehen. Kurz darauf deponierten die unmittelbar betroffenen sieben Anrainer ihren Unmut, die Opposition im Gemeinderat warnte vor versteckten Kosten und Risiken für die Stadt. Rund um den Beschluss des Baurechtsvertrags zogen Rot und Blau gar aus dem Gemeinderat aus.

Heftiger Gegenwind

Während die mit absoluter Mehrheit regierende ÖVP die Opposition leicht in die Schranken weisen konnte, tut man sich mit Anrainern viel schwerer – gerade vor einer Gemeinderatswahl. Die Bewohner der Einfamilienhäuser fürchten Lärm, Verkehr und Beleuchtung; Gutachten werden als unzureichend kritisiert und beeinsprucht. So soll eine Verkehrsstudie aus 2012 nur einen einzigen Tag erfassen.

Stadtchef Steiner übt sich in Geduld und versichert, auf ein paar Monate Verzögerung komme es nicht an; alles müsse korrekt abgewickelt werden. Dem pflichtet Mario Hueber bei, allerdings hat er den Eindruck, mancher Kino-Gegner befinde sich auf einem " Kreuzzug". Hueber, der in mehreren Bundesländern Kinos betreibt, ist von der "Heftigkeit und teilweisen Aggressivität" einzelner Gegner überrascht: "Aus unserer Sicht sind alle Auflagen erfüllt". An einen Absprung denkt Hueber nicht. Wenn die Auflagen die Wirtschaftlichkeit in Frage stellten, könnte sich das ändern. Hueber: "Wir machen ja keinen Nachtclub und keine Disco".

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