Krages-Prozess: Richterin erwartet langes Verfahren

Am Landesgericht Wiener Neustadt findet der Arbeitsrechtsprozess statt
Ex-Krages-Chef Schnedl will 218.800 Euro, die Krages fordert von ihm rund 200.000 Euro.

"Ich glaube, wir können uns auf ein langes Verfahren einstellen", resümierte Richterin Daniela Bernart-Kysely am Ende der ersten Verhandlungsrunde im Krages-Prozess. Vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wiener Neustadt begann Montagvormittag der vom früheren Geschäftsführer der landeseigenen Krankenanstaltengesellschaft, René Schnedl, gegen seinen vormaligen Arbeitgeber angestrengte Prozess. Der 44-jährige Spitalsmanager bekämpft seine fristlose Entlassung vom 3. April 2017 und fordert zumindest das ausstehende Gehalt für drei Monate, rund 98.300 Euro brutto. Der Gesamtstreitwert beträgt 218.800 Euro. Während Schnedl seine schonungslose Offenheit zu Kosten und Zeitplan des geplanten Neubaus des Krankenhauses Oberwart als Hintergrund vermutet, hatte Gesundheitslandesrat und Krages-Aufsichtsratschef Norbert Darabos (SPÖ) kurz nach dem Rauswurf eine Reihe von Verfehlungen und Ungereimtheiten ins Treffen geführt.

Fronten abgesteckt

Darum ging es in den rund zweieinhalb Stunden am Montag, musste sich doch die Richterin einen Überblick verschaffen – ein Vergleich war zuvor erwartungsgemäß nicht geglückt.

Für Krages-Anwalt Alexander Sporn, der den von Schnedl verursachten Schaden mit rund 100.000 Euro bezifferte und ihm auch 100.000 Euro aus der Krages-Sonderprüfung anrechnen will, habe Schnedl Boni erhalten, die ihm "nicht zustehen". Er gehe davon aus, dass der Ex-Krages-Boss selbst für die Auszahlung verantwortlich gewesen sei.

Erstens seien die Boni vertraglich fixiert gewesen und zweitens über die Personaldirektion erfolgt, konterte der von Anwältin Gerda Mahler-Hutter vertretene Schnedl. Auch die Behauptung, der – ebenfalls fristlos entlassene – Krages-Jurist Yalcin Duran habe einen außergewöhnlich lukrativen Dienstvertrag gehabt, wies Schnedl zurück. Duran sei zwar ein Freund, aber dessen Gehalt sei "unter dem Mittelwert" gelegen und er, Schnedl, habe der Bestellungskommission nicht angehört.

Richterin Bernart-Kysely vertagte auf 18. September. Dann geht‘s richtig los: Schnedl und der erst vor wenigen Monaten aus dem Büro von SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl in die Krages gewechselte Prokurist Georg Funovits werden als Zeugen einvernommen.

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