Kommandant wünscht sich mehr "Lehrer" für Heerestruppenschule

Brigadier Jürgen Baranyai leitet die Heerestruppenschule seit vier Jahren
Die Martinkaserne ist Zentrum für Fortbildung von Kaderpersonal aus ganz Österreich.

Ob die von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) seit 1. Oktober auf den Weg gebrachte Bundesheer-Reform gelingt, entscheidet sich auch im Burgenland. Warum? Ein Kernstück von "Landesverteidigung 21.1" ist die personelle Aufstockung des Heeres um 9800 Stellen bis 2020. Das zusätzliche Kaderpersonal braucht freilich eine fundierte praktische Ausbildung in den Waffengattungen, um überhaupt einsatzfähig zu sein. Dafür wird in der Heerestruppenschule (HTS) gesorgt, die seit neun Jahren von der Eisenstädter Martinkaserne aus gelenkt wird und seit Oktober 2012 unter dem Kommando von Brigadier Jürgen Baranyai steht: "Wir sind das Scharnier zwischen Theorie und Praxis".

Kommando, Stab und Grundlagenabteilung befinden sich in Eisenstadt, Ausbildungsstandorte in Bruckneudorf (Jäger und Pioniere), Zwölfaxing (Panzer & Panzergrenadiere) und Saalfelden (Gebirgskampf). Neben den Akademien ist die Heerestruppenschule ein Grundpfeiler in der Ausbildungs-Architektonik des Bundesheeres. Offiziere und Unteroffiziere aus ganz Österreich absolvieren ihre Aus- und Fort- bildung in der HTS.

Der 44-jährige Baranyai, dessen Eltern aus dem südburgenländischen Kemeten stammen und der heute mit seiner Familie in NÖ lebt, wirkt nicht wie jemand, der sich leicht aus der Ruhe bringen lässt. Aber der Top-Offizier, der auch schon das österreichische EUFOR-Kontingent in Bosnien geleitet hat, weiß, dass die kommenden Jahre für die Heerestruppenschule eine "enorme Herausforderung" werden.

Zuoberst Qualität

Denn bei der Güte der Ausbildung will Baranyai keine Abstriche zulassen. Was Österreichs Bundesheer trotz aller Einsparungen der vergangenen Jahrzehnte "immer ausgezeichnet hat", sei die Ausbildungsqualität. Baranyai apodiktisch: "Mir sind fünf sehr gute Offiziere oder Unteroffiziere lieber als acht durchschnittliche". Mit durchschnittlicher Leistung ließen sich außerordentliche Aufgaben nicht stemmen.

Mit einer dieser Aufgaben hat Baranyai in Bosnien selbst Erfahrung gemacht: Crowd and Riot Control bedeutet das Eindämmen von Krawallen im Zuge von Menschenansammlungen – ein mögliches Szenario bei einem Flüchtlingsansturm an der Grenze. Am HTS-Standort Bruckneudorf werden die Soldaten darauf vorbereitet. Auch die Überwachung der Grenze mittels Drohnen stand unter der Federführung der Grundlagenabteilung der HTS. Die Kollegen hätten die Aufgabe "trefflich" gemeistert, lobt Baranyai.

Um den hohen Ausbildungsstandard zu halten, drängt der Brigadier auf mehr Personal. Aktuell verfügt die Heerestruppenschule über 365 Mitarbeiter, rund ein Viertel davon in Eisenstadt (das Gebirgskampfzentrum Saalfelden und 65 Mitarbeiter wandern bald organisatorisch nach Tirol). In der neuen Struktur soll die HTS "ab 2020 auf 330 Mitarbeiter anwachsen". Baranyai wünscht sich 380, dann könnten die Anforderungen "zu 100 Prozent erfüllt werden".

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