Immo-Haie fischen weiter

Der Neusiedler See ist bei Immobilien-Haien heiß begehrt
Hotel auch in Illmitz geplant. "Freunde des Neusiedler Sees" planen Unterschriftenaktion.

"Der Ausverkauf des Sees endet nicht in Weiden. Es zieht sich hinunter bis nach Illmitz", sagt ein KURIER-Leser, der namentlich nicht genannt werden will. Wie berichtet, gibt es derzeit fünf Projekte, die den Neusiedler See zunehmend verbauen. Der Verein "Freunde des Neusiedler Sees" ortet darin eine Gefahr für das Welterbe Neusiedler See Seewinkel und startete eine Onlinepetition "Rettet den Neusiedler See". Knapp 2000 Unterschriften wurden binnen weniger Wochen gesammelt. Man wolle sich damit an die UNESCO wenden, um das Welterbe zu retten.

Und nun also auch in Illmitz. Gerüchten zufolge sei ein Hotel mit 90 Betten mitten im Nationalpark geplant. Bürgermeister Alois Wegleitner (SPÖ) bestätigt die Pläne: "Derzeit läuft ein Architektenwettbewerb. Anfang Juni soll die Abgabe der Pläne erfolgen und bis Ende Juni wird es eine Entscheidung geben." Wie groß das Hotel werden soll, will er nicht sagen. Auch Rudi Golubich, Vereinsobmann der "Freunde des Neusiedler Sees" kennt Details der Pläne nicht. "Ich habe nur Gerüchte gehört."

Baustopp gefordert

Immo-Haie fischen weiter
"Am Hafen": 23 Eigentumshäuser mit Seezugang sollen entstehen
Um derartige Projekte bereits vor Baubeginn zu stoppen, plant Golubich nach der Onlinepetition nun eine Unterschriftenaktion. Vorerst nur in Neusiedl am See, weil das Projekt "Am Hafen" das einzige sei, das derzeit angreifbar ist. Ein Seehotel mit 68 Zimmern und 21 Appartements sowie 23 privaten Seehäusern ist direkt beim Seebad geplant. "Rechtlich ist eine Unterschriftenaktion nur auf Papier haltbar. Daher laufen derzeit die Vorbereitungen, um diese so rasch als möglich zu starten", erklärt Golubich.

Laut Landesplanung fällt das Grundstück zwar in die Sonderzone Neusiedler See und darf daher nur touristisch genützt werden, dennoch wirbt der Projektbetreiber auf der Homepage mit ganzjähriger Nutzung (der KURIER berichtete). Die Bagger sind bereits vor Wochen aufgefahren, die Arbeiten laufen. Vom Betreiber gab es dazu gegenüber dem KURIER keine Stellungnahme.

Um dem umstrittenen Projekt einen Riegel vorzuschieben, stellt der Verein "Freunde des Neusiedler Sees" nun folgende Forderungen an die Gemeinde: Zum einen soll ein Baustopp bis alle Prüfungen abgeschlossen sind, erwirkt werden. Weiters soll die touristische Nutzung strikt eingehalten und die Bevölkerung miteinbezogen werden.

Neusiedls Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Thomas Halbritter (ÖVP) stellt klar: "Auch ich bin gegen derartige Bauten – unsere Stadt heißt Neusiedl am See und dieser See muss auch unserer bleiben. Für die Zukunft müssen wir zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Gemeinsam bedeutet mit der Bevölkerung und mit allen politischen Parteien."

Welterbe

Wie bereits erwähnt, will sich Rudi Golubich mit den gesammelten Unterschriften an die UNESCO wenden. Ulrike Herbig von ICOMOS Österreich (offizielle Beratungsinstitution der UNESCO) meint dazu: "Es gibt zwar Richtlinien zum Bauen im Welterbe, jedoch keine Rechtsgrundlage. Der Gestaltungsbeirat kann nur Vorschläge geben. Bürgerinitiativen können am meisten bewirken."

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