"Ich würde intensiv überlegen"

LR Astrid Eisenkopf ist nach zwei Jahren eine fixe Größe in der Regierung
Die jüngste Landesrätin Österreichs ist eine Kandidatin für die Nachfolge von LH Hans Niessl.

Im Sommer 2015 war Astrid Eisenkopf (33) die Überraschung der neuen rot-blauen Landesregierung. Zwei Jahre später ist die jüngste Landesrätin Österreichs stabilisierende Kraft statt Unsicherheitsfaktor. Die verheiratete Wirtschaftsakademikerin über Operetten-Kalamitäten, die Wahlen im Herbst und ihre Pläne für die Zeit nach 2020.

KURIER:Vor wenigen Tagen sind auf ungarischer Seite des Neusiedler Sees zehn Seehütten abgebrannt. Wie sehr haben Feuer und Löscharbeiten dem Ökosystem zugesetzt?

Astrid Eisenkopf: Wir sind mit der Biologischen Station dabei das zu evaluieren. Ich hoffe, der Schaden hält sich in Grenzen. Derzeit gibt es keine Evidenz für schlimme Folgen.

Wann weiß man es genau?

In einigen Wochen.

Schon jetzt ist klar, dass wir den trockensten Juni seit 67 Jahren erlebt haben. Trocknet auch der See bald aus?

Sicher nicht. Im Großen und Ganzen halten sich Trockenperioden und wasserreiche Zeiten die Waage. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, ist der Wasserstand des Sees stabil.

Nicht stabil scheint die Zahl der Elektroboote, wie viele sind auf dem See unterwegs?

Wir wissen es derzeit nicht genau und erheben gerade die Zahlen. Manchmal klaffen Wahrnehmung und Wirklichkeit auseinander. Deshalb wollen wir verlässliche Daten und wenn tatsächlich zu viele Boote unterwegs sind, überlegen wir eine Beschränkung. Zu viel Verkehr am See wirbelt den Boden stark auf und stört die Vogelpopulation.

Vom Boot auf die Bühne: Sie bilden mit LR Helmut Bieler und den beiden Gemeindespitzen von Mörbisch den Vereins-Vorstand der Seefestspiele. Ist es nicht blamabel, dass man Gerald Pichowetz als Intendant noch vor Amtsantritt in die Wüste geschickt hat?

Man konnte sich bei der künstlerischen Ausrichtung nicht einigen. Es ist besser, gleich am Anfang Konsequenzen zu ziehen, ehe ein Schaden entsteht.

Am Anfang war das Hearing, wo Pichowetz seine Pläne vorgestellt hat...

Er hat sich dort gut präsentiert, aber ein einstündiges Hearing vermittelt nur einen ersten Eindruck. Die Experten in der Jury waren allesamt der Meinung, dass das gut funktionieren wird. Übrigens hatte auch der zweitplatzierte Peter Edelmann, der jetzt die Leitung der Festspiele übernimmt, ein sehr gutes Ergebnis. Ich weiß nicht, wie man ein Hearing noch besser aufziehen kann. Wir haben uns komplett herausgehalten, weder Helmut Bieler noch ich kannten die Jury-Mitglieder.

Tat es Ihnen aus Frauensolidarität leid, dass Intendantin Dagmar Schellenberger nicht verlängert wurde?

Im Hearing ist ein sehr eindeutiges Ergebnis herausgekommen, das muss man zur Kenntnis nehmen.

Hauptverantwortlich sind Sie für die Gemeinden und damit für die Kommunalwahlen am 1. Oktober. Viele Bürgermeister sind gar nicht glücklich, dass die Nationalratswahl zwei Wochen später stattfindet...

Mit dem vorgezogenen Wahltag am 22. September und der Stichwahl am 29. Oktober kann es in manchen Gemeinden in sechs Wochen vier Urnengänge geben. Leider hat mich keiner gefragt, ob der Nationalrat am 15. Oktober gewählt werden soll (lacht).

Können alle Wahlkommissionen besetzt werden?

Im Land und in den Bezirken sind sie besetzt und ich gehe davon aus, dass es auch in den Gemeinden keine Probleme geben wird.

Vor einiger Zeit wurden die Bürgermeistergehälter zwischen fünf und 20 Prozent erhöht, damit das Burgenland nicht mehr Schlusslicht ist. Bald darauf hat Kärnten noch mehr draufgelegt. Gibt‘s bald eine neue Lohnrunde für Ortschefs?

Man muss die Kirche im Dorf lassen. Die Gemeinden müssen sich das ja auch leisten können. Die Gehaltsanpassung war ein wichtiger Schritt, aber ich glaube nicht, dass es in Kürze eine weitere Anhebung geben wird.

Also bis zur Landtagswahl 2020 bleibt‘s, wie es ist?

In so kurzer Zeit gibt es sicher keine erneute Anhebung.

Nach der Herbstwahl gibt es erstmals die Möglichkeit hauptamtlicher Bürgermeister. Erwarten Sie großes Interesse?

Es wird nicht die Mehrheit sein, aber einige Ortschefs haben sich das schon ausrechnen lassen (das Gehalt steigt um 25 Prozent, dafür müssen aber Beiträge für die Arbeitslosenversicherung geleistet werden, Anm.).

Nur 12 der 171 Ortschefs sind weiblich – wie viele sollten es nach der Oktoberwahl sein?

Mehr als 12. Jede weitere Frau an der Spitze ist eine Bereicherung.

Die ÖVP hatte jahrelang gar keine Frau an der Spitze einer Gemeinde, jetzt sind es drei. Und bei den Kandidaten für die Nationalratswahl liegt der Frauenanteil gar bei 62 Prozent. Laufen die Schwarzen den Roten den Rang ab?

Nein, gewiss nicht. Erstens haben wir dreimal so viele Bürgermeisterinnen und die Hälfte unserer Nationalratskandidaten sind Frauen.

Die ÖVP liegt in Umfragen für die Nationalratswahl weit vor der SPÖ, ist das noch aufzuholen?

Davon bin ich überzeugt. Zuletzt hat man bei der Bundespräsidentenwahl gesehen, dass Umfragen nicht alles sind.

Sie sind die jüngste Landesrätin, ÖVP-Chef Sebastian Kurz der jüngste Außenminister – trauen Sie ihm den Kanzler zu?

Ich kenne ihn nicht persönlich und tu‘ mir daher schwer. Aber Christian Kern beweist schon seit einem Jahr, dass er‘s kann. Kurz musste bisher noch nichts beweisen.

Welche Auswirkungen hätte eine schwarz-blaue Bundesregierung auf Rot-Blau im Burgenland?

Ich sehe keine.

Die Landesblauen könnten unter Druck geraten, weniger amikal zur SPÖ zu sein.

Warum soll man etwas verändern, was gut funktioniert?

Vor zwei Jahren waren Sie in der Öffentlichkeit gänzlich unbekannt, jetzt sind Sie arriviertes Regierungsmitglied – was hat sich seither für Sie persönlich am stärksten verändert?

Dass ich viel weniger Zeit mit der Familie und Freunden verbringen kann. Der Termindruck ist enorm, 100-Stunden-Wochen sind keine Seltenheit. Ich hatte zu Beginn zwar eine vage Vorstellung vom Politiker-Job, aber so richtig weiß man es erst später.

Aber bisher hat Ihnen noch niemand die Freundschaft aufgekündigt, weil Sie keine Zeit haben?

(lacht) Nein, gottseidank nicht. Und den einen oder anderen Abend versuche ich dann doch, mir freizuhalten. Aber trotz allem, die Arbeit macht mir sehr viel Spaß.

Sie werden also nach der Landtagswahl 2020 weitermachen?

Ich hoffe.

Mit Hans Niessl als Landeshauptmann oder Hans Peter Doskozil?

Da ist alles offen, viel wird sicher vom Ausgang der Nationalratswahl abhängen.

Wenn Doskozil in der Bundesregierung bleibt, könnte Niessl in die Verlegenheit kommen, einen anderen Nachfolger für die Landesspitze suchen zu müssen. Sie gelten als mögliche Kandidatin.

Das strebe ich nicht unbedingt an, weil ich genau weiß, was da dranhängt. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Funktion und wäre sehr glücklich, als Landesrätin auch einer nächsten Regierung anzugehören.

Aber eine Landeshauptfrau im Burgenland, das wäre doch was?

Wenn es so weit wäre, würde ich mir das intensiv überlegen. Aber da kann noch so viel passieren. Man wird sehen, was die Zukunft bringt.

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