Hochsaison für Schilfbauern: Dauerfrost erleichtert Ernte

Schilfbauer Erwin Somalowitsch, Schilfschneiden, Schilfernte, Neusiedler See

Erwin Sumalowitsch aus Podersdorf hat im Winter zwar wohl den kältesten, aber auch einen der schönsten Arbeitsplätze des Burgenlandes. Der Schilfbauer ist mit seiner Mannschaft von Dezember bis März im Schilfgürtel rund um den Neusiedler See unterwegs und dabei jedem Wetter ausgesetzt. "Wenn mir jetzt kalt wär’, hätte ich den falschen Job", sagt Sumalowitsch. Temperaturen rund um minus zehn Grad sind für ihn "ein kälterer Sommer". Während seiner früheren Tätigkeit als Frächter in der Osttürkei habe er minus 30 bis minus 40 Grad erlebt.

Der 60-jährige Podersdorfer ist seit 25 Jahren Schilfbauer und obwohl er sich "nicht beklagen" kann, hat das Business schon bessere Jahre gesehen. Nicht etwa das Wetter, sondern die Konkurrenz aus Asien macht den Bauern schwer zu schaffen. Jahr für Jahr verlieren die heimischen Schilfschneider Kunden an den chinesischen Markt. In den letzten zehn Jahren waren es 60 Prozent Marktanteil, den die Burgenländer an die Chinesen abtreten mussten.

Riskant

Nach zwei schlechten Jahren sind heuer aber zumindest die Erntebedingungen sehr gut. Nur der Schnee ist zu früh gefallen, denn unter der Schneedecke friert der See nicht mehr zu. Rund zehn bis zwölf Zentimeter dick ist die Eisdecke, auf der sich die Schilfschneider samt ihren 5 Tonnen schweren Maschinen bewegen. Es ist fast noch ein bisschen riskant, "aber zum Glück ist noch nie etwas passiert", erzählt Sumalowitsch. Was den Schilfbauern heuer noch in die Karten spielt, ist der niedrige Wasserstand des Neusiedler Sees, erzählt der erfahrene Bauer.

Geerntet wird mit selbst gebauten Maschinen, die hydraulischen Elemente stammen von Pistenraupen. Die Arbeiter sind Wind und Wetter ausgesetzt, ein Führerhaus zum Verstecken gibt es nicht. In Österreich findet Sumalowitsch seit vielen Jahren kein Personal mehr, seine Mitarbeiter stammen aus Ungarn und der Slowakei.

International ist auch der Absatzmarkt für burgenländisches Schilf. 95 Prozent des Rohstoffes wird zum Dachdecken nach Deutschland, Holland und England gebracht, fünf Prozent wird als Industrieschilf verkauft und für Dämmplatten verwendet.

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