Hilfe, wenn Festtage doch kein Segen sind

Hilfe, wenn Festtage doch kein Segen sind
Wenn Einsamkeit und Konflikte in der Familie zu bedrückend werden: Die Telefonseelsorge hat ein offenes Ohr.

Ist der Christbaum so schön wie in der Werbung, gibt es für jedes Mitglied der Familie und des Freundeskreises das perfekte Geschenk, sind Lachs und Glücksbringer für Silvester eingekauft? Die Erwartungen, dass rund um die Weihnachtsfeiertage und Silvester alles „wie im Bilderbuch“ funktioniert, sind groß.

Doch Psychotherapeuten und Beratungsstellen warnen vor dem Wunsch nach Perfektion.

Denn, verbringt man während der Feiertage mehr Zeit als sonst mit der Familie, könne es schon vorkommen, dass bestehende Konflikte eskalieren. „Weihnachten ist so etwas wie eine Bestandsaufnahme. Da kommt es schon vor, dass manche Probleme ans Tageslicht kommen, die man sonst während des Jahres unter den Teppich kehrt“, erklären die Leiterinnen der Telefonseelsorge Burgenland, Psychotherapeutin Franziska Weidinger und Lebensberaterin Renate Lopez, unisono. Aber auch der Druck, immer perfekt sein zu müssen, so wie es einem in der Werbung vorgegaukelt werde, lasse immer mehr Menschen verzweifeln, weil sie den ständig steigenden Anforderungen nicht gewachsen seien.

Spitzenzeit 

Besonders zwischen Weihnachten und Silvester laufen die Telefone in der ökumenischen Einrichtung heiß. Auch immer mehr Männer würden Hilfe bei der Telefonseelsorge suchen, weiß Weidinger. „Wenn Männer anrufen, sind deren Probleme schon sehr akut. Frauen holen sich meist schon früher Hilfe.“ Es ist die Einsamkeit, aber auch immer mehr die Sorge um Job und Existenz, die Menschen zum Hörer greifen lassen. Auch Kinder und Jugendliche suchen oft Hilfe bei der Telefonseelsorge. Bei ihnen ist Mobbing ein großes Thema.

„Die Nachbarschaftshilfe gibt es nicht mehr. Bei uns können die Leute zu jeder Tages- und Nachtzeit kostenlos und anonym anrufen und sie wissen, dass sie ein offenes Ohr bei uns finden“, sagt Weidinger. Seit einiger Zeit kann man sich aber auch per Mail an die Einrichtung wenden.

Rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter sind derzeit bei der Telefonseelsorge im Burgenland tätig. Ab Herbst 2012 beginnt ein Ausbildungskurs, bei dem neue Mitarbeiter ausgebildet werden. Interesse an Menschen und Zuhören können, das nennen die Leiterinnen der Einrichtung als Hauptkriterien für eine Bewerbung.

 

 

Akuthilfe: 26.000 Anrufer pro Jahr

Anonym Die Telefonseelsorge gibt es im Burgenland seit 1985. Damals wurden 227 Anrufer gezählt. Zehn Jahre später haben rund 2500 Personen bei der Einrichtung Hilfe gesucht, 2009 waren es bereits mehr als 26.000. So viele dürften es auch heuer werden, schätzen die Leiterinnen der Telefonseelsorge. Rund 44 Prozent der Anrufer wenden sich wegen persönlicher Probleme wie Einsamkeit oder Trauer an die Einrichtung. 31 Prozent rufen wegen ihres sozialen Umfeldes (materielle Fragen, Arbeitswelt, Schule) an.

Rat 17 Prozent brauchen Rat und Hilfe bei Beziehungsproblemen, sieben Prozent wenden sich wegen Suchterkrankungen an die Telefonseelsorge. Rund ein Prozent der Anrufer plagen Suizidgedanken oder sie kennen jemanden in dieser Notlage.

www.telefonseelsorge-martinus.at

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Bewerbungen für ehrenamtliche Mitarbeiter: telefonseelsorge@martinus.at oder

0699/10187354 (Fr. Weidinger)

0664/3038248 (Fr. Lopez)

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