Heurigenschenke statt Palmenbar

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Thomas Strommer wollte eigentlich auswandern. Die Liebe hat ihn sesshaft und zum Winzer gemacht.

"Servus, hereinspaziert." Thomas Strommer empfängt den KURIER in seinem Einfamilienhaus in Purbach, nur wenige Schritte vom Heurigenbetrieb entfernt. "Aber nicht erschrecken, wie es hier aussieht. Wir haben gerade eine Baustelle, weil wir die Halle für drei Weintanks dazugebaut haben", erklärt der Winzer.

Nur wenige Minuten später beginnt er auch schon zu erzählen, dass er eigentlich gar nie Winzer werden wollte. "Gelernt habe ich Maurer. Mit Wein konnte ich früher gar nichts anfangen. Ich habe die Weinlese gehasst", sagt er und lacht. Außerdem habe es ihn damals in die große weite Welt hinausgezogen. "Ich habe damals einen ganz anderen Lebensstil gehabt, hatte lange Dreadlocks und war viel in fernen Ländern zum Kiten unterwegs, beispielsweise in Asien. Eigentlich wollte ich einmal unter Palmen eine Bar aufmachen", erzählt der heute 34-Jährige. Die Liebe habe die Pläne schließlich durchkreuzt. "Als ich Tina kennengelernt habe, war es vorbei, da wollte ich nicht mehr aus der Heimat weg."

Wein ist Hauptsache

Heute sind die Dreadlocks ab und statt unter Palmen schenkt Thomas Strommer im eigenen Heurigenbetrieb aus. "Den Betrieb haben meine Eltern aufgebaut. Sie sind spät in den Weinbau eingestiegen, erst 1990 als Quereinsteiger. Zuerst nur nebenberuflich, später dann als Vollzeitjob. 1998 haben sie den Heurigen aufgesperrt." Damals sei Wein nur produziert worden, um ihn den Gästen ausschenken zu können. "Heute ist es umgekehrt. Wein ist die Hauptsache, der Heurige ist eine gute Ergänzung dazu", sagt Strommer. Ein Leben ohne Wein kann sich Strommer nicht mehr vorstellen. "Seit fünf Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema. Davor habe ich zwar auch schon zehn Jahre lang mitgearbeitet, aber wie vorhin schon erwähnt, hat es mich nie besonders interessiert."

Die Liebe zu Tina habe ihn nicht nur sesshaft gemacht, sondern auch Winzer werden lassen. "Ich komme aus der Gastronomie, das passt gut zum Heurigen. Wir haben beide immer mehr im Familienbetrieb mitgearbeitet und so hat sich das entwickelt, dass wir heute glückliche Winzer sind und unseren Traumberuf gefunden haben", sagt Tina. 2016 haben die beiden den Betrieb übernommen.

In Hillingers TV-Show

Und wie soll es weitergehen? "Mir ist es wichtig, eine starke Marke aufzubauen, noch ein bisschen größer und bekannter zu werden", sagt er. Seinen Bekanntheitsgrad konnte er in den vergangenen Monaten durch die TV-Sendung "Österreichs nächster Topwinzer" erweitern. "Mit Leo Hillinger zu arbeiten war Motivation pur. Heute werde ich oft darauf angesprochen. Ah, der Goschate vom Hillinger, bekomme ich häufig zu hören", meint Thomas Strommer schmunzelnd.

Die Motivation für die Bewerbung ist schnell erklärt: "Um bekannter zu werden. Der Weinmarkt ist so gesättigt. Es ist schwer als Quereinsteiger Fuß zu fassen, wenn man noch keinen bekannten Namen hat."

Obwohl er früher das Meer dem Neusiedler See vorgezogen hat, kann er sich heute nicht mehr vorstellen, seine Heimat zu verlassen. "Das Burgenland, Purbach, unser See, das taugt mir. Hier kann ich Kiten, Rennradfahren, dazu der Wein, die Kulinarik, das Klima. Und nicht zu vergessen die Ruhe.

Strommer: "Ich brauche nur aus dem Haus zu gehen und bin in der Natur – es ist perfekt hier."

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