Hausbesuche vs Facebook: Wahlwerbung persönlich und virtuell

Hausbesuche vs Facebook: Wahlwerbung persönlich und virtuell
Das Werben um die Wählergunst spielt sich nicht nur per Handschlag, sondern immer mehr auch mit Mausklick ab.

Ernst Schmid ist seit 15 Jahren SP-Bürgermeister von Oggau und will es auch bleiben. Und darum klopft er Tag für Tag an etliche Haus- und Wohnungstüren, verteilt kleine Werbepräsente und sucht das direkte Gespräch. "Ohne Hausbesuche geht’s nicht", ist sich der gesellige Ortschef sicher. An die 800 Haushalte wird er bis zur Kommunalwahl am 7. Oktober besucht haben, kein schlechter Schnitt bei 1807 Einwohnern. Die, bei denen sich der SP-Politiker nicht persönlich einstellt, sind die Kandidaten, die für andere Parteien aufgestellt sind: "Das wär ja schad’ um die Zeit."

Wofür der Oggauer Ortschef auch keine Zeit hat, sind Facebook, Twitter und Co. "Da bin ich nicht drin, aber eine Website haben wir schon", beeilt sich Schmid hinzuzufügen.

Einsatz am PC  

Für junge Kandidaten sind Facebook und Co dagegen das tägliche Brot. "Ich sitz schon manchmal bis 1 Uhr in der Nacht, um alles zu beantworten", erzählt zum Beispiel Julia Wagentristl aus Zemendorf-Stöttera. Die 19-Jährige kandidiert bei den Gemeinderatswahlen für die ÖVP an 9. Stelle. Hausbesuche macht die Studentin in ihrem Heimatort nur bei Erstwählern.

Thomas Ranits, 22 Jahre jung, tritt in Gattendorf für die ÖVP an. Er macht überhaupt keine Hausbesuche, ist dafür aber umso öfter im Internet anzutreffen. "Ohne Facebook geht’s gar nicht", hat er die Erfahrung gemacht. Auf Listenplatz 4 gereiht hat der Angestellte, der auch studiert, beste Chancen, tatsächlich im Ortsparlament zu landen. "Die Reaktionen auf meine Kandidatur waren total positiv", freut sich Ranits, und das nicht nur von Gleichaltrigen. Auch in der virtuellen Welt ist der Altersdurchschnitt nicht so niedrig, wie man meinen sollte. "Ich hab auch mit vielen Älteren über Facebook Kontakt", erzählt der Gattendorfer.

Händedruck  

Bürgermeister Schmid setzt da lieber auf echten Händedruck. Hausbesuche werden von ihm auch dazu genutzt, um kleinere Amtsgeschäfte "nebenbei" zu erledigen, Formulare mitzunehmen, Ausbesserungen am Gehsteig zu veranlassen und diverse "kleinere Sorgen und größere Probleme" zu besprechen.

Die Mittel und Wege, um ins Ortsparlament zu kommen bzw. dort zu bleiben, sind beim Nachwuchs und  den altgedienten Kommunalpolitikern ziemlich unterschiedlich – aber die Motivation ist dieselbe. "Mitgestalten wollen", sagen Wagentristl und Ranits. Das gilt auch für den 63-jährigen Politprofi Schmid: "Als Bürgermeister kann ich wirklich was bewegen, was weiterbringen, im Landtag läuft man einfach nur mit."

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