Happy End für Schmuggel-Welpen

Happy End für Schmuggel-Welpen
56 Rassehunde sind wohlauf und können ab Ende Dezember vergeben werden.

Mit den prominentesten Bewohnern des Tierschutzhauses "Sonnenhof" darf noch nicht gekuschelt werden. Lorena, Alec, Gaston, Silvy und die 52 anderen Welpen, die Ende Oktober und Anfang November am Grenzübergang Nickelsdorf beschlagnahmt wurden, sind wohlauf, befinden sich aber weiterhin auf der Quarantänestation.

Das Haus platzt nach den letzten zwei Abnahmen an der Grenze aus allen Nähten. Rund 120 Hunde und 100 Katzen sind untergebracht, den Schmuggel-Welpen aus Osteuropa kommt derzeit noch besondere Betreuung zu. Mitarbeiter dürfen nur mit Schutzkleidung zu ihnen, die Räume müssen mehrmals am Tag mit einem speziellen Desinfektionsmittel gereinigt werden.

Für die nur wenige Wochen alten Rassehunde ein neues Zuhause zu finden, dürfte nicht schwer sein. Die Liste der Interessenten ist lang, nach Ende der gesetzlichen Frist können die ersten Hunde Ende Dezember vergeben werden. Bei den Findeltieren handelt es sich um französische Bulldoggen, Yorkshire Terrier, Zwergspitz, Chihuahua – allesamt sehr populäre Rassen. "Die Nachfrage am Markt ist so groß, dass die Züchter in Österreich und Deutschland sie nicht erfüllen können. Deshalb hat die Hundemafia leichtes Spiel", erklärt Tierschutzhaus-Geschäftsführer Wolfgang Böck.

Schutzgebühr

Die Vergabegebühr von üblicherweise 160 bis 260 Euro wird bei den Rassewelpen etwas höher sein. Zum einen, um den hohen Kostenaufwand zu decken. "Aber auch, um Missbrauch zu verhindern. Wir wollen schließlich nicht die falschen Leute anlocken", sagt Böck.

Um den hohen Arbeitsaufwand bewältigen zu können, musste zusätzliches Personal engagiert werden. Es sei nicht leicht, erfahrene Tierpfleger zu finden. Von 50 bis 60 Praktikanten pro Jahr würden nur etwa fünf übrig bleiben, die sich dann tatsächlich für den Beruf entscheiden, erzählt Böck. Die Leute haben ein falsches Bild vom Beruf. Statt des stundenlangen Schmusens mit Hund & Katz steht Putzen, Desinfizieren, Füttern und die Versorgung mit Medikamenten auf der Tagesordnung.

Hundetraining

Trotz des erhöhten Arbeitsaufkommens wird Zeit in ein konsequentes Hundetraining investiert. "Gibt es Verhaltensauffälligkeiten, wird so lange trainiert, bis man das Tier einer Privatperson anvertrauen kann", versichert Böck. Sind die Tiere gesund und sozialisiert, finden sie in der Regel schnell einen neuen Platz. Im Vorjahr betrug die durchschnittliche Verweildauer 31 Tage; d.h. die Hunde wurden am ersten Tag nach Ende der gesetzlichen Behaltefrist vergeben.

Obwohl die Vermittlung relativ rasch geht, stößt das Haus gerade an seine Grenzen. Da Böck in der nächsten Zeit weiter vermehrt mit Abnahmen an der Grenze rechnet, wird jetzt gemeinsam mit dem Land nach einer alternativen Unterbringungsmöglichkeit gesucht. Vor Weihnachten fürchtet man sich nicht. Erfahrungsgemäß werden hierzulande nicht so viele Tiere verschenkt und anschließend im Tierheim abgegeben wie in anderen Bundesländern.

http://www.sonnentiere.at

Nicht nur beim Welpenhandel im Internet wird unter dem Deckmantel des Tierschutzes viel Schindluder getrieben. "Sonnenhof"-Geschäftsführer Wolfgang Böck warnt davor, Hunde aus Tötungssstationen zu retten.

Busweise würden Österreicher in die Slowakei oder nach Ungarn fahren, um Tiere zu holen. "Wenn sie die Hunde dort aufgekauft haben, wartet im Hintergrund schon die Mafia um neue Hunde zu liefern", macht Böck auf die skrupellose Vorgehensweise aufmerksam.

Vermeintliche Tierschützer seien oft Handlanger der Hundemafia. In der Meinung etwas Gutes zu tun, wird das illegale Geschäft von privaten Tierliebhabern noch weiter angekurbelt. Irina Fronescu von der Tierschutzorganisation "4 Pfoten" kennt das Problem. "Man sieht ein Foto von einem Tier im Internet und liest, dass es in wenigen Tagen getötet werden soll. Man agiert emotional", beschreibt die Kampagnen-Managerin. Jedem Hund, der nach Österreich gebracht wird, rückt einer in der Tötungsstation nach, so Fronescu. Die besten Möglichkeit zu helfen, sei Tierschutzorganisation Vorort zu unterstützen und sich vorab eingehend mit dem Verein zu befassen.

Damit zukünftige Hundebesitzer besser zwischen seriösen und unseriösen Tierhändlern und Tierschutzorganisationen unterscheiden können, wäre laut Böck ein österreichweites Gütesiegel hilfreich.

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