Gesittet, aber heiß war es doch

Jeder wurde vor dem Einlass zur Landtagssitzung kontrolliert
Die Regierung ist angelobt, es kam zu keinen Demonstrationen und Herr Radeschnig fand einen Parkplatz.

Wie sich die Zeiten doch ändern. War es früher bei einer konstituierenden Sitzung Usus, dass vor dem Landhaus in Eisenstadt eine Musikkapelle einen Marsch spielte (für die neue Regierung?), so waren gestern Polizei, Securityleute und Kontrollorgane verstärkt zu sehen. Selbst in der Hauptstraße patrouillierten Sicherheitsbeamte. Im Landhaus waren rund 15 Leute in schwarzem Anzug von einer Sicherheitsfirma unterwegs. Man befürchtete Demonstrationen.

Doch weit gefehlt. Nur Hans Wetzelsdorfer und Sabine Winkler – einige Maskierte mit Schweinemasken konnte man auch sichten – machten ihren Unmut über die künftige SPÖ-FPÖ Regierung Luft: Es gebe keine Grundwerte, keine Ideologie mehr, nur mehr Machtpolitik und die FPÖ sei eine rechtspopulistisch Partei, die eine Sprache in die Politik bringe, die menschenverachtend sei.

Viel Polizei

Ja, das war’s dann schon mit den Demonstrationen. Vielleicht war der verstärkte Einsatz der Polizei doch nicht notwendig? "Man weiß ja nie was passiert", rechtfertigt Einsatzleiter Helmut Marban die Aktion. Es wurden sogar Kollegen aus der Steiermark angefordert, die sich bereit hielten.

Der 75-jährige Walter Radeschnig und seine Brüder aus Oberwart haben sich zeitig in der Früh auf den Weg nach Eisenstadt gemacht. Sie befürchteten, es werde zu Kundgebungen kommen, es werde wenig Parkplätze geben und der Einlass ins Landhaus verzögere sich. Immerhin wollten sie die zweieinhalbstündige Sitzung live miterleben.

"Mich hat es gewundert, dass alles so ruhig verlief", sagt der 75-Jährige. Ihm habe es gefallen, "dass im Sitzungssaal gesittet miteinander umgegangen wurde". Einen Wermutstropfen hat er dann doch festgestellt: Die Rede des ÖVP Parteichefs Thomas Steiner. "Der will ja gar nicht mit der neuen Regierung zusammenarbeiten."

Mehr Mumm

Zur Rede des Ex-Landtagspräsidenten Gerhard Steier (siehe auch Seite 3) meint Radeschnig: "Steier hätte den Mumm haben sollen, dem Landeshauptmann persönlich zu sagen, was er vorhat (Steier tritt aus der Partei aus, Anm.,). Das war hinterrücks." Die Rede des neuen Landeshauptmann-Stellvertreters, Johann Tschürtz, habe ihm gefallen. "Ich befürchtete, dass er sehr aufgeregt sein wird." Wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellt: Walter Radeschnig war aktiver FPÖ-Politiker.

"Gefürchtet haben wir uns nicht", sagt auf der Galerie ein Verwandter eines Abgeordneten. "Wir wurden ja gut bewacht". Und: "Hätten sie eine Klimaanlage installiert, hätte ich auch nichts dagegen gehabt."

Einem Securitymann wird es in der Zwischenzeit ein wenig langweilig: "Das zieht sich wie ein Germteig", sagt er nach zwei Stunden Sitzung. Eine Dreiviertelstunde später, um 12.45 Uhr, wird er erlöst: Die Sitzung wurde geschlossen. Der neuen Regierung von Kollegen gratuliert, noch ein Regierungsfoto gestellt. Und dann ging’s ab in die Regierungsbüros.

Kein Sekt

Sekt ist nicht geflossen, Kaviar wird nicht gereicht. Schnitzelsemmeln und belegte Brote mit viel Mayonnaise gibt’s. Ausgelassen ist die Stimmung allemal. Nur im SPÖ-Klub ist keine Wolke Sieben zu verspüren. Gerhard Steier liegt der Partei im Magen. Einstiger SPÖ-Abgeordneter und Bundesrat Johann Payer will es auf den Punkt bringen: "Ein Wahnsinn, so etwas tut man nicht." Einige SPÖler vermuten sogar, dass Steier "in zwei, drei Monaten" zur ÖVP wechselt. Das hört Landeshauptmann Hans Niessl nicht mehr. Er ist auf den Weg zur Opern-Premiere in Mörbisch und trifft sich mit einer chinesischen Delegation.

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