Gemeinde und ÖBB können sich bei Bahnschleife nicht einigen

Der Trassenvorschlag der Gemeinde Wulkaprodersdorf
Gemeinde wollte kleinere und billigere Variante und kündigt rechtliche Schritte an.

Wulkaprodersdorf gehört zu den geplagtesten Gemeinden des Landes. Eingekeilt zwischen B16 und B50 sowie dem Autobahnzubringer, der zur verlängerten A3 werden soll, wollte die 1900-Einwohner-Gemeinde zumindest bei der Bahnschleife eine Entlastung. Vergeblich.

"Es ist frustrierend, die ÖBB haben sich keinen Millimeter bewegt", resümierte ÖVP-Bürgermeister Friedrich Zarits im KURIER-Gespräch die gescheiterten Verhandlungen. Die Causa steht seit Jahren auf der ÖBB-Agenda, zuletzt sollte 2010 Baubeginn sein. Derzeit ist für das Projekt "das eisenbahnrechtliche Bauverfahren im Gange", sagte ÖBB-Sprecher Christopher Seif am Donnerstag.

Viel Geld für wenig Zeit

Worum geht‘s? Wer mit der Eisenbahn von Eisenstadt nach Wien-Meidling (und retour) will, muss derzeit in Wulkaprodersdorf umsteigen. Durch eine Schleife soll das vermieden werden und der Zug maximal fünf Minuten früher ans Ziel gelangen. Über die Größe der Schleife wurde verhandelt. Die Kommune hat auf eigene Kosten mehrere Varianten erarbeiten lassen, im Gemeinderat haben sich alle Fraktionen auf eine kleine Schleife verständigt (siehe Grafik). Diese Variante sei mit rund 15,9 Millionen Euro brutto nicht nur um mehr als zehn Millionen Euro billiger als der ÖBB-Plan, sondern für Gemeinde und Grundeigentümer auch verträglicher, weil die Trasse nicht mitten durchs Ackerland verliefe. Zusätzliches Plus aus Sicht der Gemeinde: Die B50 würde vom Ort weg verlegt. Keine Gemeinde-Variante "stellt eine aus betrieblichen Anforderungen umsetzbare Alternative dar", sagt ÖBB-Mann Seif.

Kommt die ÖBB-Trasse, würde die "Wohn- und Lebensqualität der Bevölkerung massiv beeinträchtigt", ist Grete Krojer von der Unabhängigen Dorfliste überzeugt. Auch SPÖ-Vizebürgermeister Markus Krojer wehrt sich dagegen, dass die Wulkaprodersdorfer wieder zum Handkuss kommen, er weist aber darauf hin, die ÖBB hätten zuletzt sehr wohl Verbesserungen angeboten. Sollten die Bundesbahnen einen positiven Bescheid für den Bau erhalten, wollen Gemeinde und Grundeigentümer rechtlich dagegen vorgehen.

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