Gelände & Gastronomie am See neu inszeniert
Künstlerisch hat sich die neue Intendantin der Seefestspiele Mörbisch zur Tradition bekannt, „wir kommen als Liebhaber der Operette, nicht als Zerstörer“, lautet das Credo von Dagmar Schellenberger, die nach 20-jähriger Regentschaft Harald Serafins heuer erstmals auf der Kommandobrücke des Operetten-Dampfers steht. Architektonisch und kulinarisch bleibt bei den Seefestspielen aber kaum ein Stein auf dem anderen.
Um dem gesamten Publikum bei Schlechtwettereinbruch nasse Kleider und kalte Füße zu ersparen, werden seit Jänner im Eingangsbereich des Festgeländes auf zwei Ebenen jeweils 2500 überdacht und so „ein komplett geschützter Bereich geschaffen“, erklärt Seefestspiel-Geschäftsführer Dietmar Posteiner im KURIER-Gespräch. Bei starkem Regen oder Hagel könnten diese neuen Flächen mithilfe von mobilen Elementen auch geschlossen werden. Gekrönt wird der Umbau von einer Terrasse in 15 Metern Höhe an der Oberkante der bestehenden Tribüne, die rund 400 Personen Platz bietet. Stark erweitert wird auch der Sanitärbereich, vor allem die WC-Anlagen für Frauen.
Rund 90 Prozent der Arbeiten würden von burgenländischen Unternehmen übernommen. Kosten wird die Adaptierung 6,6 Millionen Euro, „wir haben ein Darlehen aufgenommen, das im Idealfall auch von uns getilgt wird“, sagt Posteiner. Die Haftung hat wie üblich das Land übernommen.
Spätestens am 8. Juli muss alles fertig sein, denn tags darauf findet die öffentliche Generalprobe statt, am 11. Juli hat „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker Premiere.
Der Umbau ist eine Reaktion auf eine zweijährige Gästebefragung. Posteiner fasst den Tenor zusammen: Die Besucher hätten gemeint, „was ihr auf der Bühne macht, gefällt uns sehr, aber beim Rundherum hapert‘s“.
Neue Gastronomie
Deshalb gibt es ab Sommer auch ein neues Catering. Auf den Pöttschinger Gastronomen Gerald Reisinger folgt mit der Wiener „Food Affairs“ ein Unternehmen der internationalen Compass Group PLC. Geboten werden soll burgenländisch-pannonische Küche. Klingt paradox. Ein Wiener Unternehmen mit internationalem Touch soll heimische Kost bieten, wo doch gerade auch Reisinger für regionaltypische Kulinarik steht. Der Pöttschinger habe auch in Mörbisch seine Hauben-Philosophie hochgehalten, sagt Posteiner. Das sei okay, habe aber offenbar nicht immer den Geschmack der Festspiel-Gäste getroffen. Künftig soll es ein viergängiges Festspiel-Menü um 28 Euro geben, deutlich weniger als zuletzt. An den letzten Details des Vertrags werde noch gefeilt, abgeschlossen wird er für drei oder fünf Jahre, in denen „Food Affairs“ an die Seefestspiele Pacht zahlt. Die Höhe steht noch nicht fest.
Eine Baustelle bleibt hingegen der im Eigentum der kommunalen Mörbischer Seebad Betriebsgesellschaft stehende Parkplatz. Im vergangenen Jahr haben die Seefestspiele selbst die gröbsten Löcher saniert, obwohl die finanzklamme Gemeinde für die Instandhaltung des Parkplatzes pro Besucher einen Euro erhält. Eine Gesamtsanierung des Parkplatzes würde bis zu 3,5 Millionen Euro kosten, schätzt Posteiner. Reine Zukunftsmusik.
Jetzt gelte es ohnehin abzuwarten, wie sich architektonische und kulinarische Neuinszenierung auf die Besucherzahlen auswirken, die von 200.000 auf zuletzt 139.000 gesunken waren. Posteiner: „Die kommenden zwei, drei Jahre sind sehr wichtig“. 2015 endet auch sein Geschäftsführervertrag. Jetzt über eine Verlängerung zu reden, sei viel zu früh, sagt der seit 1993 amtierende Siegendorfer, er lässt aber durchblicken, für eine weitere fünfjährige „Spielzeit“ bereit zu sein.
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