FPÖ-Spitze zu Jobs für Verwandte: "Haben nicht interveniert"

FPÖ-Vizelandeshauptmann Johann Tschürtz und Landtagspräsidentin Ilse Benkö.
Nach Einzug der FPÖ in Burgenlands Regierung fanden Angehörige der Parteispitze Jobs in Landesbetrieben.

Seit mehr als einem halben Jahr ist die FPÖ im Burgenland Regierungspartei. Politisch konnten die Freiheitlichen bisher kaum punkten. Zu mächtig ist die fast drei Mal so starke SPÖ, die politische Handschrift der Blauen blieb blass. "Familienpolitisch" scheint es für die Spitzen der FPÖ hingegen runder zu laufen. Zufall oder nicht: Wenige Monate nachdem Blaue an den Hebeln der Macht Platz genommen haben, konnten Verwandte von FPÖ-Vizelandeshauptmann Johann Tschürtz und der Dritten Landtagspräsidentin Ilse Benkö in Landesunternehmen Beschäftigung finden.

Eine Verwandte von Tschürtz arbeitet seit Spätherbst als Karenzvertretung mit befristetem Vertrag beim Regionalmanagement Burgenland (RMB), ein weiteres Mitglied aus dem Familienkreis ist Lehrling bei der Energie Burgenland. Und ein Verwandter Benkös ist Mitarbeiter der Landesimmobiliengesellschaft. Allerorten sind die Vorgesetzten voll des Lobes über die neuen Mitarbeiter und beteuern, es habe keine Interventionen gegeben.

Fleißige Mitarbeiter

"Fakt ist, dass sie die beste Bewerberin war", betont RMB-Geschäftsführer Harald Horvath. Von rund 25 Interessenten seien sechs bis sieben in die engere Auswahl gekommen, und die Verwandte des Politikers habe im internen Hearing überzeugt. "Sie ist eine sehr, sehr fleißige Mitarbeiterin, die ich nicht gegen eine andere tauschen möchte", so der RMB-Chef. Ob es bei der Karenzvertretung bleibt, sei noch offen. Die 100-prozentige Landestochter RMB kümmert sich unter anderem um die Abwicklung grenzüberschreitender EU-Projekte. Die Mitarbeiterzahl wurde in den vergangenen Jahren von 42 auf 30 abgespeckt, die jährliche Personalfluktuation beträgt zehn Prozent.

Bei der Energie Burgenland (EB), die zu 51 Prozent im Eigentum des Landes steht, haben sich im abgelaufenen Geschäftsjahr 138 Lehrlinge beworben, fünf wurden genommen, Tschürtz’ Verwandter "hatte beim Aufnahmetest ein sehr gutes Ergebnis", teilt EB-Unternehmenssprecherin Hannelore Halwax mit.

Und der Angehörige der Landtagspräsidentin habe sich bei der Immobiliengesellschaft beworben und sei nun einer von 19 Mitarbeitern der Landesgesellschaft. Er habe eine Gastronomiekonzession und früher in Tirol ein Hotel geführt. Jetzt kümmert er sich seit Ende des Jahres um mögliche Synergien in den diversen Internaten des Landes.

Reaktion

Was sagen die Politiker? Schließlich war der Vorwurf, Rot und Schwarz würden Landesunternehmen als "parteipolitische Spielwiese" gebrauchen, in kargen Oppositionsjahren Allzweckwaffe im blauen Arsenal. Tschürtz ist entrüstet, es könne doch wohl Mitgliedern seiner Familie nicht verboten sein, sich zu bewerben. Hat er interveniert? "Nein, warum sollte ich?"

Ihr Verwandter habe sich schon oft beworben, sei aber früher immer vertröstet worden, kann auch Benkö nichts Verwerfliches am Engagement eines Angehörigen sehen. Zumal der über entsprechende berufliche Qualifikation verfüge und "nicht Generaldirektor, sondern ein ganz normaler Angestellter" sei. Benkö: "Gilt jetzt die Sippenhaftung?"

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