Festspiele wollen Flaute trotzen
Die beiden Aushängeschilder des sommerlichen Festival-treibens haben an Glanz verloren. Was sich auf der Mörbischer Seebühne und im Römersteinbruch St. Margarethen bereits in der Mitte der Saison abgezeichnet hatte (der KURIER berichtete Ende Juli), ist nach der letzten Vorstellung von „Bettelstudent“ und „La Boheme“ Gewissheit. Sowohl das Operettenfestival als auch die Opernfestspiele blieben bei der Auslastung hinter den Erwartungen. Da wie dort hatte man sich vor einigen Jahren noch über mehr als 200.000 Besucher gefreut.
Rückgang
Den „Bettelstudent“ wollten in den vergangenen knapp sieben Wochen 119.700 Besucher sehen, aufgelegt waren 176.000 Karten. Inklusive Schlagerabende kam man in Mörbisch auf insgesamt 146.000 Gäste.
Nach St. Margarethen pilgerten 90.000 Opernfans, die Auslastung lag bei 80 Prozent. In Summe (z.B. mit Kinderfestival und Carlos Santana) wurden im Steinbruch 115.000 Besucher gezählt.
Um das monetäre Minus zu beziffern, sei es noch zu früh, heißt es aus beiden Festivalbüros, Mörbisch könne aber die Mindereinnahmen aus Rücklagen abdecken und brauche keine Subvention vom Land, versichert Seefestspiele-Geschäftsführer Dietmar Posteiner.
In der Ursachenforschung sind Posteiner und Nicole Stark von den Opernfestspielen auf einer Wellenlänge – die allgemeine Wirtschaftsflaute habe auch das Besucherinteresse erlahmen lassen. Betroffen seien vor allem die billigeren Plätze, in Mörbisch die Kategorien von 23 bis 35 Euro, weil All-inclusive-Busreisen stark zurückgegangen seien.
Am See und im Steinbruch will man aber um diese Klientel kämpfen, etwa mit Vergünstigungen auch schon für kleinere Gruppen.
Optimismus
Stark verweist zudem darauf, dass „La Boheme“ fürs Publikum „kein Supermagnet“ sei und man auch deshalb ohnehin weniger Aufführungen angesetzt habe. Aber: 200.000 Besucher und mehr seien in ein paar Jahren wieder möglich, glaubt Stark. Dazu müsste aber auch die touristische Infrastruktur rund um die Festspielorte verbessert werden, sprich, es brauche mehr Vier- und Fünfstern-Hotels.
Posteiner hingegen sieht den Spitzenwert von 220.000 Gästen aus dem Jahr 2004 „außer Reichweite“. Dennoch ist er für 2014 sehr optimistisch, der Vorverkauf für „Anatevka“ laufe „höchst erfreulich“.
Manche, die nach dem Ende der Ära Serafin abgewartet hätten und die erste Saison unter Dagmar Schellenberger aus der Ferne beobachteten, würden wiederkommen, glaubt Posteiner. 130.000 bis 135.000 Besucher im kommenden Jahr „wären schon ein Wahnsinn“, mittelfristig werden am See 150.000 bis 160.000 angepeilt.
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