Erhaltung jüdischer Grabstätten

Erhaltung jüdischer Grabstätten
Beim Projekt Erinnerungszeichen kümmern sich Langzeitarbeitslose um die Erhaltung jüdischer Friedhöfe im Burgenland.

Diese Gräber können nicht von den Angehörigen der Verstorbenen gepflegt werden, weil sie von den Nazis ermordet wurden." Horst Horvath vom Verein RE.F.U.G.I.U.S erklärte Dienstagmittag die Notwendigkeit des Projektes "Erinnerungszeichen" auf dem jüdischen Friedhof in Frauenkirchen.

2010 haben Horvaths Verein, das Land Burgenland und die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) damit begonnen, jüdische Gedenkstätten im Burgenland zu sanieren. In Kobersdorf, Lackenbach, Deutschkreutz und Gattendorf sind die Arbeiten bereits abgeschlossen. Nun folgen die Grabmäler in Frauenkirchen und Kittsee.

Landeshauptmann Hans Niessl sieht es als "moralische Verpflichtung", die Gedenkstätten für die Nachwelt zu erhalten. Bisher habe sich ein Anrainer um das Areal gekümmert. Das sei auch der Grund, warum der Friedhof in Frauenkirchen zu den gepflegtesten zählt, sagt Martin Eck von der IKG. Der Großteil der Totenstätten sei in einem "sehr schlechten Zustand und die Substanz dem Verfall preisgegeben".

Ziel der Initiative ist es, die Friedhöfe vor dem kompletten Verfall zu bewahren und sie nach den Instandhaltungsarbeiten den Gemeinden zu übergeben. Die IKG strebt ein langfristiges Pflege-Übereinkommen mit den Kommunen über eine Laufzeit von 20 Jahren an. In Deutschkreutz wurde der Vertrag schon unterzeichnet.

Beschäftigung

Erhaltung jüdischer Grabstätten

Die vier Arbeiter, die derzeit in Frauenkirchen zugange sind, sind Langzeitarbeitslose, die über das AMS und den Verein Trendwerk hier eine Tätigkeit gefunden haben. Alfred Mattis aus Draßburg packt seit rund einem Monat kräftig mit an. Der 53-Jährige achtet als Vorarbeiter vor allem darauf, "dass alles funktioniert". Der Rasen muss gemäht werden, Bäume geschnitten, Grabsteine freigelegt und wieder aufgestellt werden. Auch um die Einfriedung des Friedhofes kümmern sich die vier Männer. Ob sich die Arbeiter aufgrund ihrer Tätigkeit nun intensiver mit dem historischen Geschehen auseinandersetzen? "Nein", sagt Mattis, "wir machen hier nur unsere Arbeit".

Die Finanzierung der 70.000 Euro Projektkosten für das Jahr 2011 läuft über AMS, Land Burgenland und IKG.

Nach 1945: Juden kehrten nicht zurück
Erste urkundliche Nachweise von Juden auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes stammen aus dem 13. Jahrhundert. Unter dem Schutz der Familie Esterházy entstanden später die sogenannten 'Sieben-Gemeinden' (hebr. Scheva Kehillot): Kittsee, Frauenkirchen, Kobersdorf, Lackenbach, Schlaining, Deutschkreutz und Rechnitz. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten im Burgenland mehr als 8000 Juden, wobei in manchen Gemeinden (Lackenbach etwa) der jüdische Bevölkerungsanteil mehr als 50 Prozent betrug. Nach 1945 kehrten nur wenige jüdische Familien in ihre ehemalige Heimat zurück.

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