Eisenstadt: Architektur trifft auf Volksseele
Eine Art Baustellen-Tourismus hat in Eisenstadt eingesetzt: Während sich die echten Touristen Schloss Esterházy und Co anschauen, besuchen die Einheimischen eine Attraktion, die erst Gestalt annimmt: Das neue Kulturzentrum (KUZ), das im September fertig sein und im November offiziell eröffnet werden soll.
Drei Damen aus Breitenbrunn sind nicht die einzigen, die skeptische Blicke in die Höhe richten. Diese Fassade sei "schon sehr gewöhnungsbedürftig", sagt eine von der Gruppe. Zur Erläuterung für jene, die noch keinen Blick darauf geworden haben: Die Außenhaut des neuen KUZ besteht aus einer vorgelagerten, perforierten grauen Metallkonstruktion. Die Breitenbrunnerinnen fragen sich, wie dieses Gitter wohl von innen aus gesehen wirken mag: "Entweder kommt man sich vor wie im Gefängnis oder es wirkt wie ein zu groß geratenes Fliegengitter."
Ein Ehepaar aus dem Bezirk Oberpullendorf ist sich bei der Einschätzung des von den Architekten Pichler & Traupmann geplanten Gebäudes nicht einig. Während er es sehr modern und gar nicht so schlecht findet, meint sie: "Das schaut von der Seite aus wie ein eingerüsteter Atommeiler." Und die praktisch veranlagte Pensionistin rätselt über die Fassade: "Wie putzt man die eigentlich?"
Diese Frage kann man im Büro von Kulturlandesrat Helmut Bieler zwar nicht beantworten, aber was die Grobplanung betrifft, weiß man Bescheid und ist äußerst zufrieden. Man liege im Plan – sowohl von der Zeit her als auch von den Kosten. Rund 17,7 Millionen Euro kosten Sanierung des alten, rund 30 Jahre alten KUZ und der Ausbau zum KUZ Neu.
Heimat für alle
Die Nutzfläche des Hauses wird sich mehr als verdoppeln. Sämtliche landeseigenen Kulturbetriebe, die derzeit verstreut in ganz Eisenstadt sind, werden hier unter einem Dach zusammengefasst. Auch die Landesgalerie, im Moment noch in den Stallungen vis-á-vis des Schlosses untergebracht, findet im KUZ eine neue Heimstatt. Außerdem werden im obersten Geschoß künftig repräsentative Festlichkeiten des Landes sowie nationale und internationale Empfänge stattfinden.
Bei allen Vorzügen als neues Kultur- und Veranstaltungszentrums, in Sachen Repräsentation haben manche Bedenken. Ein Baustellen-Tourist bringt es auf den Punkt: "Mit dem Schloss kann’s nicht mithalten."
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