Ein Halbritter soll Neusiedl für die ÖVP retten

Ein Halbritter soll Neusiedl für die ÖVP retten
Bürgermeister. Kurt Lentsch tritt 2017 ab.

Die zweitgrößte Stadt des Landes bekommt einen neuen Bürgermeister: Neusiedls ÖVP-Stadtchef Kurt Lentsch wird bei der Kommunalwahl im Herbst 2017 nicht mehr kandidieren, nachdem sich der 56-jährige Steuerberater im Vorjahr auch schon aus dem Landtag zurückgezogen hatte. Die Weichen für die Nachfolge scheinen gestellt: Der 51-jährige Ziviltechniker Thomas Halbritter soll die mittlerweile ramponierte ehemalige ÖVP-Hochburg für die Schwarzen halten und die SPÖ-Herausforderin Elisabeth Böhm vom Bürgermeistersessel fernhalten.

"Ganz fix ist es noch nicht", will der Stadtrat und Träger eines klingenden Namens seiner Kür durch die ÖVP-Gremien aber nicht vorgreifen. Halbritters Onkel Johann Halbritter war nicht nur Landtagspräsident (1987-1991), sondern von 1967 bis 1997 (!) auch unmittelbarer Vorgänger von Lentsch im Bürgermeisteramt. Der Name Halbritter ist demnach nicht nur in Neusiedl eine politische Marke.

Dass es ob der Personalie zum innerparteilichen Konflikt mit ÖVP-Stadtparteichef Stefan Kast kommt, glaubt Thomas Halbritter nicht. Der 33-jährige Kast will sich noch nicht in die Karten schauen lassen. Der 21-köpfige Parteivorstand werde Anfang kommenden Jahres entscheiden, sagt der Weinbauer zum KURIER. Er wisse zwar schon, wie seine Zukunft aussehe, behalte das aber lieber noch für sich, betont Kast. Der junge Vizepräsident des österreichischen Bauernbundes erinnert aber auch daran, dass "ich sehr gerne Politik mache". Ein Fingerzeig? 2017 oder spätestens 2018 steht ja auch die Nationalratswahl ins Haus, 2020 die nächste Landtagswahl.

Auf den Neuen an der Neusiedler ÖVP-Spitze wartet jedenfalls ein schweres Erbe. Bei der letzten Gemeinderatswahl 2012 hatte die Volkspartei nicht nur mehr als acht Prozent, sondern auch die absolute Mehrheit eingebüßt. Lentsch verlor bei der Bürgermeister-Direktwahl gar 9,2 Prozent. Mangels Mehrheit im Gemeinderat kann sich Lentsch deshalb auch nicht im letzten Jahr vor der Wahl zurückziehen, um seinem Nachfolger den Aufbau eines Amtsbonus zu ermöglichen. "Er muss bis zum Schluss bleiben, ob er will oder nicht", hört man aus der Stadt-ÖVP.

Dazu kommt – wie mehrfach berichtet – die finanzielle Schieflage der 8600-Einwohner-Stadt. Die Kommune muss sparen und bekommt einen Überbrückungskredit von 4,3 Millionen Euro, dessen einzelne Raten erst nach einem Okay des Landes abgerufen werden können. Halbritter sieht aber Licht am Ende des Tunnels. Ende dieses Jahres solle man "wieder bei null stehen" und für 2017 ausgeglichen budgetieren.

Zeitenwende für Neusiedl und die Volkspartei.

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