Flugtauben-Züchtung: Mehr als ein intensives Hobby

Taubenzüchter Josef Königshofer, Neusiedl am See
Serie Vereine: In Josef Königshofers Taubenschlag gurren rund 100 "gefiederte Lieblinge".

Ihre Artgenossen werden oft abschätzig als „Ratten der Lüfte “ bezeichnet und aus den Städten vertrieben. Für Brieftauben hingegen, greifen Liebhaber schon mal sehr tief in die Tasche. Kürzlich wurden bei einer Versteigerung in Belgien 65.000 Euro für einen Vogel bezahlt, erzählt Josef Königshofer aus Neusiedl am See.

Flugtauben-Züchtung: Mehr als ein intensives Hobby
Taubenzüchter Josef Königshofer, Neusiedl am See
Wenn der 55-Jährige von seinen „gefiederten Lieblingen“ erzählt, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Bei der Auswahl einer neuen Taube achtet er vor allem auf „seidenes Gefieder, einen guten Orientierungssinn und eine elastische Muskulatur“. Trotz aller Faszination gibt es für ihn ein Preislimit: 700 Euro – mehr kann und will er für ein neues Tier nicht ausgeben. Derzeit gurren bereits rund 100 Tauben im Schlag in Königshofers Garten. Der Neusiedler hat sich vor 38 Jahren der Zucht und dem Brieftaubensport verschrieben.

Ein sehr intensives Hobby, das Königshofer vielmehr als Sport sieht. Neben dem Füttern und Tränken muss mit den Vögeln zwei Mal täglich trainiert werden. Dafür wird der Holzbau geöffnet, damit die Tiere hinausfliegen und ihre Runde über den heimatlichen Schlag drehen können. „Natürlich kommen dann auch immer alle zurück“, sagt der Taubenliebhaber.

Geteilte Leidenschaft

Königshofer teilt seine Leidenschaft mit neun anderen Mitgliedern der „Reisevereinigung Neusiedlersee“. Die RV ist wiederum Mitglied der „Vereinigten Reisevereinigung Wien, Niederösterreich und Burgenland“. Gemeinsam nehmen die Züchter mit ihren Tauben an Wettflügen teil.

Alle Tauben werden von einem gemeinsam angeschafften und für den Taubentransport ausgestatteten Lkw an den Auflassort gebracht und Vorort gleichzeitig freigelassen. Während die Vögel ihre Heimreise antreten, sitzen die Züchter zu Hause an ihren Empfangsgeräten und fiebern mit. Jedes Tier trägt einen Ring mit Vereins- und Identifikationsnummer. Dadurch können die Züchter den Taubenflug mittels elektronischer Empfangsanlagen verfolgen.

Nachdem die Tauben im Heimatschlag angekommen sind, werden die Computerdaten ausgewertet, die schnellsten Tiere werden ausgezeichnet. Bis zu 720 Kilometer müssen die Neusiedler Tauben bei einem Flug zurücklegen. Und Königshofers Tiere tun dies äußerst erfolgreich. Mit zahlreichen Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Meisterschaften und Olympiaden zählt der Züchter zu den besten aus der Region. Doch ihm ist es auch wichtig, dass seine Kollegen erfolgreich sind. „Immerhin ist das ein Teamsport“, betont der 55-Jährige.

Brieftauben wurden früher dazu verwendet, um Nachrichten zu vermitteln. Heute werden die Haustauben hauptsächlich für den Flugsport gehalten und auch gezüchtet. Sie werden auch als Rennpferde des kleinen Mannes bezeichnet. Wie die Vögel den Heimweg finden, ist nicht 100- prozentig erforscht. „Sie orientieren sich am Magnetfeld der Erde und am Einfallswinkel der Sonne. Und sie riechen die Heimat förmlich,“ erzählt Königshofer. Internationale Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Tauben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn haben und ein gutes Erinnerungsvermögen. Dadurch können sie so genannte Duftlandkarten erstellen, an denen sie sich orientieren. Gute Tauben können bis zu 1000 Kilometer am Tag fliegen.

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