Deutschkreutz: 500 Unterschriften gegen Krematorium

Deutschkreutz: 500 Unterschriften gegen Krematorium
Bayrische Firma will in Deutschkreutz das erste Krematorium im Burgenland bauen. Bürgerinitiative fordert eine Volksbefragung

Seit elf Jahren gibt es Überlegungen, in Deutschkreutz ein Krematorium zu errichten. Vor Kurzem hat es eine Bauverhandlung gegeben, bei der ein positiver Bescheid von Seiten der Gemeinde erlassen wurde – der KURIER berichtete. Jetzt ist Feuer am Dach. Die Bürgerinitiative Blaufränkischland, die eine Volksbefragung fordert, hat eine Unterschriftenaktion gestartet.

300 Unterschriften wurden bisher online gesammelt, weiters gibt es 200 analoge Signaturen, sagt Johannes Berger, einer der Aktivisten der Initiative.

„Allerdings sind voll ausgefüllte Unterschriftenlisten, die in einem Geschäft in Deutschkreutz aufgelegen sind, plötzlich verschwunden“, sagt Berger.

Deutschkreutz: 500 Unterschriften gegen Krematorium

In  Deutschkreutz regt sich Widerstand gegen die geplanten Einäscherungen

Er und seine Mitstreiter hätten große Bedenken, da eine Halle für Einäscherungen der Blaufränkischland-Gemeinde massiv schaden könnte. „Deutschkreutz wirbt mit Wein und sanftem Tourismus, ein Krematorium schadet dem Image und bringt der Gemeinde wirtschaftlich nichts“,meint Berger.

Unterschrieben hat auch SPÖ-Gemeinderat  Andreas Wiedeschitz. Auch er sieht ein Krematorium als Gefahr für den Tourismus, ebenso wie ÖVP-Ortsparteichef Andreas Kacsits.

Deutschkreutz: 500 Unterschriften gegen Krematorium

SPÖ-Gemeinderat Wiedeschitz hat die Petition unterschrieben.

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ÖVP-Ortsparteichef Kacsits will auch eine Bürgerbefragung

„Bürgermeister Kölly (Manfred, Anm., LBL) trägt Deutschkreutz zu Grabe. Es gibt keine Hausplätze, aber ein Krematorium soll gebaut werden“, sagt Wiedeschitz.

Von SPÖ und ÖVP wird nun ebenfalls eine Volksbefragung gefordert. Bei der nächsten Gemeinderatssitzung soll ein Antrag eingebracht werden

„Nein zum Leichentourismus“

Bei einer Firma in der Gemeinde hängen Transparente: „Nein zum Leichentourismus“ ist da unter anderem zu lesen.

Eine Unterschriftenliste wird auch dieser Tage im Nachbarort Unterpetersdorf aufgelegt, sagt Ortsvorsteher Josef Spanitz (ÖVP). Es gebe zwar auch positive Stimmen für das Krematorium. „Aber der Standort passt vielen nicht“, sagt Spanitz, der vor allem ein Steigen des Verkehrsaufkommens in Unterpetersdorf befürchtet.

Georg Dillhof, ÖVP-Bürgermeister der Gemeinde Horitschon, zu dem der Ortsteil Unterpetersdorf gehört, hat gegen das Krematorium "grundsätzlich nichts einzuwenden".

"Wir haben uns die Pläne auf der Gemeinde in Deutschkreutz angeschaut und das Projekt erfüllt alle Auflagen", sagt Dillhof und er fügt hinzu: "Vielleicht kann man ja den Standort noch Richtung Grenze verlegen."

"Bauverhandlung ohne Einspruch"

„Es kann keinen Widerstand geben“, sagt Bürgermeister Manfred Kölly (LBL). Der private Betreiber habe das Grundstück gekauft, die Bauverhandlung sei ohne jeglichen Einspruch erfolgt. „Alle gesetzlichen Vorgaben werden erfüllt, der Bescheid ist erledigt“, sagt Kölly.

Außerdem, echauffiert sich der Bürgermeister, habe es "keine sachlichen Einwände" der Gegner in Bezug auf das Projekt gegeben.

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Bürgermeister Kölly: "Alle gesetzlichen Vorgaben werden erfüllt"

Die Trauster GmbH aus dem bayrischen Stephanskirchen möchte im alten Gewerbepark, im Ortsteil Girm, das Krematorium bauen. Schon vor fünf Jahren hatte man eine Bauverhandlung abgehalten und von der Gemeinde das Okay bekommen.

Nach einem Einspruch wurde der Fall in allen Instanzen ausjudiziert – und gewonnen. Weil nach zwei Jahren die Baubewilligung außer Kraft getreten war, musste nun erneut verhandelt werden, sagt Trauster-Geschäftsführer Robert Hartl zum KURIER.

"Keine Emissionen, die Umwelt bedrohen"

Hartl rechnet pro Jahr mit rund 1000 Kremierungen im Burgenland. Die Zahl werde noch zunehmen, ist er überzeugt. Dass es wegen des Krematoriums Bedenken in der Bevölkerung gebe, könne er „irgendwie nachvollziehen“.

„In unserer modernen Welt wird das Thema Tod oft verdrängt. Es ist aber wissenschaftlich belegt, dass es praktische keine Emissionen gibt, die die Umwelt bedrohen.“ Zudem würden alle Auflagen behördlich kontrolliert.

Auch in Fürstenzell, wo Trauster seit einigen Jahren ein Krematorium betreibt, habe es anfangs Bedenken gegeben. Nun liege der Anteil der Kremierungen bei 60 Prozent.

In Deutschkreutz soll demnächst das Bauprojekt ausgeschrieben und „wenn möglich an einen Generalunternehmer übergeben“ werden. In zwei Jahren, hofft Hartl, soll der Betrieb starten.

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Einäscherungen

Im Vorjahr wurden laut dem Innungsmeister der Bestatter, Franz Nechansky, etwa 15 Prozent der rund 3200 im Burgenland Verstorbenen eingeäschert. Bisher werden Verstorbene aus dem Nordburgenland in Wien und jene aus dem Südburgenland in Graz kremiert. „Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen fünf Jahren aber aufgrund neuer Standorte in NÖ (wie das Krematorium in Bad Vöslau, Anm.) geändert“, sagt Nechansky.

Warum sich der bayrische Unternehmer Deutschkreutz ausgesucht habe? „Der Standort war von Anfang an offen. In Deutschkreutz haben wir aber gute Unterstützung vonseiten der Gemeinde bekommen“, erklärt Hartl.

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