Der Sturz der alten Dame

FPÖ-Obmann Hans Tschürtz (li.) und Projektleiter Christian Spuller
Bisher nur acht Meldungen an die Polizei, darunter ein häuslicher Unfall.

Ganze acht Meldungen an die Polizei haben die "Sicherheitspartner" in den ersten sechs Wochen ihrer Tätigkeit abgesetzt. Kriminelle Handlungen wurden nicht beobachtet, stattdessen häusliche Kalamitäten: Nach dem Sturz einer alten Dame in der Wohnung ruft ihr Mann um Hilfe, ein Sicherheitspartner hört die Schreie und wird aktiv.

Die "Sicherheitspartner" in neun Grenzgemeinden sollen das blaue Referenzprojekt sein, der freiheitliche Leistungsnachweis in der rot-blauen Regierung. Seit Start der Koalition im Juli 2015 wurde darüber diskutiert, Mitte Oktober 2016 konnte Landeshauptmannvize Hans Tschürtz 22 Sicherheitspartner endlich auf Patrouille schicken, 500.000 Euro kostet das Pilotprojekt für ein Jahr. Am gestrigen Freitag zogen Tschürtz und Projektleiter Christian Spuller eine "erste Zwischenbilanz".

Die 16 Männer und sechs Frauen sind in Acht-Stunden-Schichten rund um die Uhr in Kittsee, Pama, Dt. Jahrndorf, Schattendorf, Loipersbach, Baumgarten, Rechnitz, Schandorf und Dt. Schützen unterwegs. Ein Sicherheitspartner betreut in seiner Schicht jeweils drei Gemeinden. Sie sind unbewaffnet und dürfen beobachten, dokumentieren und an Polizei oder Gemeinde melden.

"Unauffällig"

149 Beschädigungen oder Mängel (besonders häufig: defekte Straßenlaternen) wurden ebenso registriert wie 161 offene Fenster oder Türen in öffentlichen Gebäuden – für Tschürtz wie Spuller ein Indiz für die präventive Wirkung der Sicherheitspartner. Apropos: Zwei sind schon wieder weg, eine Frau habe einen nähergelegenen Arbeitsplatz gefunden, einem gelernten IT-Techniker waren Nachtdienste bei Nässe und Kälte doch zu mühsam. Zunächst stellt die Sicherheitsfirma Wagner als Projektpartner Ersatz, die Stellen werden aber neu ausgeschrieben. Die Sicherheitspartner, die monatlich rund 1350 Euro netto erhalten, müssen sich übrigens an 121 Stichstellen registrieren – quasi ein "Arbeitsnachweis".

Neu starten will man auch beim zweiten Standbein der Sicherheitspartner, den sozialen Diensten. Einkaufs- oder Apothekendienste für Bedürftige gibt‘s ab sofort gratis. Und Gebäudekontrollen für Private und Firmen sind um die Hälfte billiger. Die Nachschau einmal pro Tag kostet nun 12 statt 24 Euro pro Woche. Bisher gab es aus diesen Angeboten keine Einnahmen – eigentlich soll sich das Projekt zu einem kleinen Teil selbst finanzieren.

Was meinen zwei Bürgermeister zu den Sicherheitspartnern? Deren Aktivität werde "wahrgenommen" und trage "zur Stärkung des Sicherheitsgefühls bei", sagt Loipersbachs Erhard Aminger (SPÖ). Für Franz Wachter (ÖVP) aus Deutsch-Schützen sind die Sicherheitspartner "unauffällig" und drehen "ihre Runden". Ob sich die Gemeinde auch an den Kosten beteiligen würde? Das kostet Wachter einen gequälten Lacher. Tschürtz verheißt: Das Projekt solle nächstes Jahr verstärkt und "vielleicht kreativer" fortgesetzt werden.

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