Der Sprit fließt mit Verzögerung

Mit Güssing und Eisenstadt sind’s nun deren zehn, von Billig-Tankstellen ist die Rede. Während im Landessüden die Wiedereröffnung ohne Komplikationen über die Bühne gegangen ist, wurde in der Landeshauptstadt  im Vorfeld reichlich politisches Kleingeld gewaschen.

Mit Martin Luisser konnte für den Standort Güssing, bei der Straßenmeisterei gelegen, ein erfahrener Pächter gefunden werden. Vor drei Jahren wurde die familieneigene Tankstelle in Rudersdorf zur "Billig-Variante" umgemodelt.  "Wir sind sehr zufrieden, konnten eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnen", erläutert Luisser. "Deshalb musste ich auch nicht lange überlegen, als das Angebot kam, auch Güssing zu übernehmen." Rund um die Uhr wird geöffnet sein, die Selbstbedienung macht’s möglich. Tankautomat und Zapfsäule werden von Luisser gestellt.

"Ich habe im Radio davon erfahren, dass wieder eröffnet wird", schildert Maria Kornfeld aus Stegersbach. Sie habe auch schon vor der Schließung (die Wirtschaftskammer hatte diese per Gerichtsbeschluss erwirkt, Anm.) immer hier getankt. Der Preis liefere das beste Argument, sagt Kornfeld. "Die Spritpreise sind eine Katastrophe, aber sie werden wohl so hoch bleiben."

Im Schnitt sei man um sechs Cent billiger, argumentiert Landesrat Helmut Bieler für die Initiative. Eine Entlastung für Pendler wolle man dadurch schaffen, führt der SP-Politiker weiter aus. "Die Aktion richtet sich nicht gegen Pächter privater Tankstellen, sondern gegen die hohen Preise der Konzerne und ihre willkürliche Festlegung."

"Eigentlich nur ein Polit-Schmäh", kontert Bernhard Dillhof von der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer. Nicht überall seien die Billig-Tankstellen auch günstiger, das hätten laufende Beobachtungen ergeben.

"Wir verzeichnen wenige Beschwerden unserer Mitglieder", betont Dillhof. Die Forderungen der Wirtschaftskammer seien nach der – per Gerichtsurteil erwirkten – Schließung erfüllt worden. "Es dürfen keine Ressourcen mehr vom Land gestellt werden, die mit Steuergeldern gezahlt wurden", erklärt Dillhof. "Die jetzigen Pächter müssen kaufmännisch kalkulieren."

Ablehnung

In Eisenstadt wurde die Tankstelle nahe der   Straßenmeisterei umgebaut und an den Unternehmer Paul Blaguss verpachtet. Blaguss räumte bei der Eröffnung kleinere Probleme ein und sprach von "einer kurzen Verzögerung". Gemeint war vor allem die ablehnende Haltung der ÖVP Eisenstadt. Streitpunkt: Die Zu- und Abfahrten zur Tankstelle sind Zuständigkeitsbereich der Stadt. "Die Benutzung der Zu- und Abfahrten auf einer Fläche von 150 m² ist  über einen Pachtvertrag geregelt", versichert  Bieler.